Donnerstag, 22. Dezember 2011

Nicht für mich

Als Einstieg möchte ich einen Film empfehlen: Thrive (engl.: blühen, gedeihen). Das ursprüngliche Video bei Youtube wurde vom Nutzer entfernt, ebenso leider die von anderen Nutzern erneut eingestellten. Vielleicht weil auf der Thrive Webseite nun 5 Dollar für das Ansehen des Filmes verlangt wird. Es wäre auch verständlich, wenn er blockiert würde, denn in über zwei Stunden behandelt er Themen (englischer Trailer hier) wie:

- freie Energie
- die Physik der Blume des Lebens
- Außerirdische und Ufos
- Kornkreise
- geheime Weltregierung
- alternative Krebstherapien
- Gentechnik- und Pharmaverschwörung
- Geldsystem als Mittel der Sklaverei
- Plan zur Beherrschung der Welt
- Big Brother und Microchips
- Reduzierung der Weltbevölkerung

Eine kritische Zusammenfassung findet sich bei sein.de
Thrive möchte eine Bewegung sein. Der Film bietet am Ende einen positiven Ausblick auf die Zukunft, auf eine Lösung der gegenwärtigen Probleme und der Sklaverei, auf neue Formen des Zusammenlebens. Und darum geht es mir hier. Es gibt eine Vielzahl von Menschen die eine neue Welt (danach?) errichten möchten und es werden immer mehr.

Auch bei anderen Autoren findet sich immer wieder diese Teilung der Menschheit in der nahen Zukunft: Es wird die geben, die Für sich selbst handeln, die weiter in Chaos, Angst und Gewalt leben und die Veränderung vielleicht gar nicht mitbekommen, und es gibt die anderen Menschen (vielleicht gilt das auch für Außerirdische), die Für Andere leben, die den Aufstieg mitmachen, von denen in den Seligpreisungen die Rede ist. Für Andere sein bedeutet jedoch nicht nur soziales, selbstloses Handeln. Es geht nicht nur um Liebe und Harmonie in einer erträumten, besser Zukunft, nicht darum, dass Geben seliger ist als Nehmen.

Ich benutze die Formel: Nicht für mich! Nicht für mich ist das Wesen unseres wahren Selbst und steht auf jeder Stufe zur Erkenntnis und Erlangung dessen. Sage einfach: Nicht für mich! bei allen drängenden Gedanken von Sorge, Ablehnung und Verurteilung, bei allem, was dich nach außen ziehen und dich unzufrieden machen will! Du musst nicht aus allem, was sich vor deinen Augen und in deiner Gedankenwelt abspielt ein persönliches Drama machen. Die meisten Konflikte werden durch Nichthandeln besser gelöst als durch Grübeln, Hass und Schuldzuweisen. Auch bei unnützen, tagträumerischen Gedanken sage: Nicht für mich! Höre auf, ständig etwas haben zu wollen! Du kannst dich an Dingen und Geschehen erfreuen, aber du solltest bereit sein, mitten drin aufzuhören. Klebe an keiner menschlichen Erfahrung! In jeder liegt das Leid, von dem Buddha spricht.

Sage und lebe wiederholt: Nicht für mich! und du wirst bald eine ungeheure Freiheit und tiefen Frieden verspüren. Es geht nicht um eine Übung oder Philosophie. Nicht für mich! ist dein wahres Wesen, deine Erfüllung und wird dich bald und ohne Umwege die drei Dinge überwinden lassen, die uns daran hindern, das ewige Wort zu hören, wie Meister Eckhart sich ausdrückte. Du wirst das Sein in der Gegenwart wahrnehmen, die Begrenzung durch Körper und Materie vergessen und Einheit statt Getrenntsein erfahren. Versuche es einfach! Wünsche allen Lebewesen reine, positive Energie (Nahrung, das tägliche Brot) und Heilung von Leib und Seele und handle danach! Nicht für mich! macht dich nicht einsam. Im Gegenteil wirst du ohne Filter dich und deinen Körper und die Mitmenschen und die Tiere sehen, achten und lieben können. Vielleicht wirst du dann bald zu dem gesamten Inhalt deines augenblicklichen Bewusstseins sagen können: Nicht für mich! und es kann geschehen, dass der Stecker der Matrix gezogen wird.

Sonntag, 27. November 2011

Götterbilder und Gottesbild

Letzten Dienstag besuchten wir wie schon in der Woche zuvor das Wat Saman Rattamaran, eine Tempelanlage in der Nachbarprovinz Chachoengsao. Das zweite Mal vielleicht mehr wegen der gegrillten Garnelen, die es auf dem schwimmenden Restaurant gibt. Thais können zwei Stunden lang zu ihrem Lieblingsessen fahren, aber vermeiden es, ein paar Schritte mehr vom Parkplatz zum Eingang zu gehen. Das Besondere an diesem einhundert Jahre alten Wat sind die nebeneinander stehenden Abbildungen aus der hinduistischen, chinesischen und buddhistischen Götterwelt. Ein riesiger, rosafarbener Ganesha überblickt das Ufer des Flusses Maenam Bang Pakong. Eine meterhohe Statue der Guanyin ist am Entstehen, eingehüllt in ein Bambusgerüst. Vom Krokodil über Ratten und Affen stehen vor vielen Tierabbildungen sowie den Buddha- und Heiligenstatuen die Räuchergefässe und die Spendenboxen. Aus den Lautsprechern ertönen ununterbrochen Gesänge aus den drei Religionen.


Auf meine Frage, was den hier für eine Religion gepflegt würde, bekam ich natürlich nur ein Schulterzucken als Antwort. Die Menschen folgen ihren anerzogenen Ritualen und beten um ihr Wohlergehen. Sie entfachen den Duft der Räucherstäbchen, zünden Kerzen an, flüstern der Ratte ihre Wünsche ins Ohr, schütteln den Behälter mit den Losstäben und nehmen Amulette mit nach hause. Und der Spaß, das Essen, Fotografieren und Einkaufen darf nicht zu kurz kommen. Eine bemerkenswerte Antwort bekam ich von meiner Gattin. Ich solle nicht spotten, sie selbst würde allen Gottesvorstellungen Respekt zeugen. Sie würde auch sofort verstehen, was ich ihr manchmal über Gott näher bringe, fuhr sie fort, und dabei gleich einige Stufen nach oben steigen, während ich noch viel zu lernen hätte. Welch kluge Frau ich habe.

Wer auf diese traditionellen Formen der Religiosität herab blickt, sollte bedenken, dass es in christlichen Ländern auch viele angebetete Heilige gibt und Männer in bunten Gewändern, die glauben, Gott in ein Stückchen Brot zaubern und verspeisen zu können und ihn mit viel Brimborium in einer Oblate durch die Stadt tragen. Was ist bizarrer? Ich möchte nicht die frommen Gefühle derer verletzen, die wahrhaft Gott in ihrer Konfession suchen. Aber es sollte sich auch jeder darüber im Klaren sein, dass er dadurch, dass er ein vorgegebenes Gottesbild übernimmt, keinen echten Seelenfrieden gewinnen kann und er darüber hinaus dazu beiträgt, dass es ebenso keinen Frieden auf Erden gibt. Denn jedes starre, von Anderen übermittelte Gottesbild erzeugt Abgrenzung, welches die Ursache von Hass, Elend und Krieg ist.

Ich halte es für absolut notwendig, dass sich jeder frei und fähig fühlt, unabhängig von den anerzogenen Vorstellungen sich selbst ein Bild von Gott zu machen, d.h. sich um die eigene Gottesschau zu bemühen. Jesus nannte Gott nur unseren Vater und forderte dazu auf, das Reich Gottes zu suchen, wobei Reich eher ein Terminus für seine Zeitgenossen war, die ein irdisches, vom Messias regiertes Reich erwarteten. Im Übrigen sprach er von diesem Reich in Gleichnissen und für die Menschen in allen Zeiten. Buddha empfahl ausdrücklich, sich nicht auf Gesagtes zu verlassen.

Ich werde hier kein Gottesbild vorstellen. Nur zwei Gedanken möchte ich anregen. Der erste:
Auf welcher Ebene möchtest du Gott begegnen? Auf welcher Stufe deiner Entwicklung möchtest du ihn schauen? Wird diese Schau nicht umso schöner, beglückender und umfassender sein, je mehr Umwege du scheinbar gegangen bist, je mehr Leid und Sehnsucht du erfahren hast? Aber du musst beginnen, dich selbst in die Richtung Gottes zu entwickeln, jetzt und stetig.
Der zweite Gedanke: Wenn du der Schöpfergott wärest, wie würde die Schöpfung aussehen? Du kannst nichts erschaffen, was außer dir ist, weder Himmel noch Universum, denn wenn du dieses nicht sein kannst, weil es außer dir ist, bist du nicht vollkommen. Würdest du eine unvollkommene Schöpfung kreieren, die ständig erneuert und verbessert werden müsste, oder eine vollkommene Welt, in der deine Kinder und Abbilder ihre Erfahrungen machen und schließlich die Vollkommenheit erkennen?


Noch ein Impuls: Was ist Erleuchtung? Wenn man keinen vollkommeneren Augenblick mehr erwartet.

Donnerstag, 10. November 2011

Nach 2012

Es fällt mir nicht schwer zu glauben, dass sich ab 2013 auf dieser Welt vieles ändern wird. Zunächst möchte ich auf den Beitrag "Ist heute das Ende des Maya-Kalenders?" des Blogs "Schnittpunkt 2012" verweisen, der sich auch in meiner Linkliste befindet. Ich stimme den Ausführungen zu. Wer Hintergrundinformationen zum Geschehen in dieser Welt sucht, wird sicher im Internet fündig, z.B. bei Schall und Rauch. Das Chaos ist unvermeidlich. Ungewiss ist nur das Ausmaß der Zerstörung. Und unklar ist, wie der Wandel, der Aufstieg aussehen wird.

Ich denke, wir sollten unsere Aufmerksamkeit aber nicht zu sehr auf das äußere Geschehen richten. Vielleicht wird sich zu Anfang weniger die Welt ändern, als die Auffassung von der Welt. Mehr und mehr Menschen werden in ihr Inneres finden und aus ihrem Inneren mit dem Inneren des Nächsten und dem der Umwelt kommunizieren. Es wird sein wie in dem Film "Matrix". Wir werden die Programme entlarven, die uns gefangen halten und uns eine Wirklichkeit nur vorgaukeln. Wir werden die Quellcodes entdecken und neue Programme entwickeln. Nennen wir die Quellcodes Liebe, Freiheit, Reinheit oder die Eigenschaften Gottes. Bei den heutigen Urchristen sind es die sieben absoluten, vollkommenen Eigenschaften Gottes: Ordnung, Wille, Weisheit, Ernst, Geduld, Liebe und Barmherzigkeit. Neue Programme, neue Eigenschaften und Fähigkeiten werden die Welt reinigen und umgestalten. Wir werden die Kapazitäten unseres Gehirns, unseres Geistes und unserer Seele in erhöhtem Masse nutzen können. Vielleicht werden wir uns in einem Raum wiederfinden voller Liebe und Freiheit, von dem aus wir das materiellen Leben gestalten und leben.

Der 28. Oktober war für mich ein besonderer Tag. Am Morgen auf der Veranda empfand ich jeden Atemzug als gesegnet, als heilig. Und das kam tagsüber immer wieder. Am Abend beim Zähneputzen, als sich der Atemrhythmus änderte, ging dieses ruhige, bewusste Atmen auf einer anderen Ebene weiter und wird weitergehen, wenn dieser Körper nicht mehr atmet.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Zum Ende des Maya-Kalenders

Vielleicht wird der 28. Oktober vorbeigehen wie viele Tage davor und danach. Sicherlich mit sehr viel weniger Aufregung als der 21.Dezember 2012. Was soll das Ende eines Kalenders eines antiken mittelamerikanischen Volkes auch für den Rest der Welt und für die heutige Zeit für eine Bedeutung haben? Mag er auch der genaueste von allen sein. Ich will hier auch nicht weiter auf Prophezeiungen und Spekulationen, auf Stellen in der Bibel und die Mythen vieler Völker dazu eingehen. Nur ein paar kurze Betrachtungen dürften angebracht sein.

Geschichte besteht aus Wiederholungen. Man sollte sich den Ablauf der Zeit nicht als Gerade, sondern als Spirale vorstellen oder als Pyramide. Die Entstehung und Gestaltung der Erde hat Jahrmilliarden gebraucht, das Leben darauf ist jünger, das menschliche Leben erschien erst seit kurzem. Wir sehen an unserem eigenen Leben, dass Entwicklungen wie auch Erfindungen in immer kürzen Abständen erfolgen. Es ist eine Täuschung zu sagen: das war immer schon so, z.B. auf Kriege und auf Veränderungen und Katastrophen in der Umwelt bezogen, und wird immer so sein. Wir bewegen uns nicht auf einer Geraden vom Urknall zu einer hochtechnisierten Superwelt. Alles erscheint genau betrachtet als eine Entwicklung des Bewusstseins. Es muss ein Ziel oder zumindest einen weiteren Entwicklungsschritt geben. Im Maya-Kalender lassen sich ganz bestimmte Ereignisse, Zeitabläufe und Entwicklungen zeitlich einordnen und voraussagen. Es gibt darin Wellenbewegungen wie Tage und Nächte mit den jeweiligen Höhepunkten und das in festen Zeitabschnitten. Es schadet nicht, einen bestimmten Zeitpunkt, der nun nicht auf den Ablauf eines Tages beschränkt sein muss, als vorgegeben anzunehmen. Sonst kann es sein, dass wer zu spät kommt, den ....

Ein gläubig (nach-)denkender Mensch, der das Bedürfnis und den Mut verspürt, sich aus der Sicherheit von Dogmen und Ritualen zu lösen und der Gotteserkenntnis zu zustreben, wird ohne ein Mystiker zu sein zu dem Verstehen gelangen, dass die materielle Welt und das Reich Gottes nicht getrennt voneinander existieren können. Die Trennung mag man Illusion oder einfach Unkenntnis nennen, aber es muss einen Punkt geben, wo sie aufhört. Nicht nur in der Erleuchtung eines Individuums, sondern angelegt als Plan für das Ganze. Und immer wird die Gotteserkenntnis untrennbar mit der Selbsterkenntnis verbunden sein.

Was Manchen an der Sache stören mag, ist ein empfundener Automatismus, eine Unausweichlichkeit, ein Ausgeliefertsein. Wo er doch gerne selbst sein Leben, seine Zukunft planen und bestimmen möchte. Was letztlich niemand kann. Und je näher einer dem Göttlichen kommt, desto mehr aus der Hand zu geben wird er bereit sein und das Geschaute und Erfahrene als Gnade, als Entgegenkommen Gottes zu sehen.

Ich habe die Schwäche, dass ich zu Erledigendes so lange wie möglich hinaus schiebe. Das war oft der Fall, wenn ich z.B. eine Arbeit oder eine Rede abzuliefern hatte. Der näher rückende Termin setzte dann eine nicht geringe Menge Adrenalin oder Energie frei. Ähnlich ist es mit diesem Termin. Er drängt mich zur Entscheidung und Konzentration. Selbst wenn er ohne besondere Vorkommnisse vorüber geht, ist eine Schwelle überschritten, eine andere Stufe erreicht.

Meine Gattin erzählt gerne den Leuten, dass ich schon vor langer Zeit gesagt habe, dass das Ende der Welt bevorstehe und Bangkok im Wasser versinken werde, und sie auch daran glaube. Wenn das auch nicht meine Worte waren, so ist eine ähnliche Katastrophe doch da. Noch ist in unserer Siedlung alles trocken und ich glaube auch nicht, dass das Wasser bis an unser Haus kommen wird. Wir haben keinerlei Vorbereitung getroffen, im Gegensatz zu vielen unserer Nachbarn. Demnächst werde ich einen Lagebericht geben. Und das letzte Kapitel der Augengeschichte will ich auch noch schreiben.

Freitag, 14. Oktober 2011

Der Neue Mensch

Dass eine Weiterentwicklung der Menschheit möglich ist und nun bevorsteht, wusste ich, seit ich mit 17 die Werke Aurobindos las. Mit der Vertiefung in christliche und indische Mystik und Philosophie und nach mehrmaligen Aufenthalten in Winterthur bei Swami Omkarananda entschied ich mich 1973 nach Indien zu reisen, auf der Suche nach der Wahrheit und nach einem gangbaren spirituellen Weg. Zwei Jahre später saß ich in Tokyo vor Omori Sogen und sagte: "Ich suche den Neuen Menschen." - "Sei es selbst!", war seine Antwort.

Im Universellen Leben hörte ich von den Katastrophen der Endzeit, der Wiederkunft Christi und der Rettungsaktion unserer Brüder im All. Wir bereiteten uns auf das Kommende vor. Erdbebensichere Häuser auf Hügeln, außer Reichweite der Überflutungen, wurden gebaut, Vorräte angelegt und neue Formen des urchristlichen Zusammenlebens geübt. Für einige "Geschwister" hatte ich Gasmasken zu besorgen. Als ich mich davon frei machte und Jahre später die Entscheidung zur Auswanderung nach Thailand traf, wusste ich noch nichts von Nibiru und 2012 und dem Ende des Maya-Kalenders. Ich wollte nur den Weg nach Innen gehen.

Es liegt mir fern, jemand davon überzeugen zu wollen, dass wir in einer entscheidenden Zeit des Umbruchs leben. Jeder hat die Wahl sich zu informieren und sich das Wissen im Hintergrund anzueignen oder weiter zu schlafen und sich vor dem Bildschirm betäuben zu lassen. Bei denen, die die Zeichen der Zeit sehen, gibt es unterschiedliche Reaktionen. Die einen besorgen sich Waffen und Vorräte, legen ihr Geld in Edelmetallen und Immobilien an und sorgen sich um ihr Überleben. Andere hoffen auf die Rettung durch Ufos oder auf die in der Bibel angekündigte Entrückung. Viele bereiten sich auf den großen Ritt vor, wenn die Kontinente sich bei einem Polsprung verschieben werden.

Noch ferner liegt es mir, konkrete Ratschläge zu erteilen, wie man sich im Äusseren verhalten sollte. Zu Gold habe ich absolut keine Beziehung und auf Waffen und Rückzug in sichere Gebiete würde ich auch nicht setzen. Das Motto lautet nicht: "Rette dein Leben!", sondern: "Rette deine Seele!" Passives Abwarten ist jedoch ebenso fehl am Platz wie Ängste.

Zwei Aspekte oder Gedanken möchte ich anführen, die jeder in sein Leben einbauen könnte. Ohne kosmische oder spirituelle Erklärungen zu liefern, kann man sagen, dass immer mehr Energie in alle Systeme einfließt. Das Sonnensystem erwärmt sich, Entwicklungen und Ereignisse beschleunigen sich, alles verändert sich und zerfällt schneller. Vieles wirkt wie aufgebläht, reich wird reicher, arm wird ärmer, Gewalt wird gewalttätiger. Dies gilt es zu erkennen und zu nutzen. Denn gleichzeitig erhält auch das Positive mehr Energie und das Bewusstsein kann sich vergrößern. Wenn auch die Masse zu verblöden und zu degenerieren scheint und die Jugend keine Orientierung erfährt und sich gehen lässt, es gibt immer mehr Menschen, die erwachen, die aufstehen und die suchen. Wenn nun auch in der Welt und im persönlichen Leben vieles zusammenbricht, es entstehen damit vermehrt Chancen, geistig und spirituell zu wachsen. Das Wesentliche wird sichtbar, das Bewusstsein erweitert sich. Statt Angst und Leid erscheinen Frieden, Erkenntnis, das Öffnen für den Nächsten und die Natur. Wer weiß, was dem Menschen dann alles möglich ist.

Als zweites möchte ich das Bild geben von sich drehenden, verschieden großen Zahnrädern. Die unterschiedlichen Kalender der Mayas werden oft so dargestellt, wie sie sich nach sehr langer Zeit wieder an einem Anfangspunkt treffen. Dieser Punkt bedeutet nicht das Ende der Welt, sondern der Beginn einer neuen Zählung. Versprochen ist die Wiederkehr der Götter. Im Weltgeschehen wie im persönlichen Leben drehen sich solche Zahnräder und geben schließlich wie ein geheimes Zahlenschloss dem Riegel den Weg frei, wodurch sich die Tür öffnet, durch die das Licht, die höhere Schwingung einströmen wird. Wenn wir dies im Auge behalten, können wir spüren, wie sich in unserem Leben vieles auf ein Ziel hin bewegt. Wenn wir Leid oder eine Erfahrung akzeptieren, wenn wir verzichten und vergeben können, wenn unser Ich zurücksteht, dann bewegt sich ein kleines oder großes Zahnrad. Und wir kommen dem Ziel näher. Es muss nicht Erleuchtung sein. Worum es (mir) geht, ist Mensch zu sein, der Neue Mensch. Mensch, so wie ein Mensch sein sollte. So wie Jesus war.

Samstag, 1. Oktober 2011

Über MMS

Was MMS (Miracle Mineral Supplement/Solution) ist, wie und bei was es hilft, darüber kann und sollte sich jeder selbst im Internet informieren. Es ist kein Medikament, das man nach einer bestimmten Vorschrift einnimmt. Es ist ein Mittel zur Wasserreinigung, das im Körper durch Oxidation viel stärker als Sauerstoff alle schädlichen Bakterien, Viren, Pilze und Schwermetalle beseitigt ohne gesunde Zellen und nützliche Bakterien zu zerstören. Ich selbst bin kein erfahrener Anwender, sondern kann hier nur meine persönlichen Erfahrungen mitteilen, wie der ganze Blog nur meine persönlichen Ansichten widerspiegelt, auch wenn es manchmal nach Weisheit klingt.

Über MMS hatte ich 2008 im Nexus-Magazin gelesen und mir vor fast zwei Jahren das Set kommen lassen, eigentlich mehr als Notfallheilmittel für kommende Zeiten, wenn es mal keinen Arzt und keine Medikamente mehr geben wird. Seitdem stand es im Schrank. Die Handhabung und die beschriebenen Begleitumstände schreckten mich ein wenig ab. Nach dem Entschluss zur Anwendung infolge der Augen- und Krebsgeschichte musste ich mich zunächst wieder im Internet kundig machen. Leider sind die Empfehlungen und Erfahrungsberichte nicht einheitlich. Es wird allgemein empfohlen, die Einnahme mit einem Tropfen zu beginnen und jeden Tag um einen Tropfen zu steigern bis zu zweimal täglich 15 Tropfen für eine Woche. Bei Übelkeit und Erbrechen soll die Dosis wieder um 1-2 Tropfen verringert werden. Ich denke, jeder Körper wird anders reagieren, und ich kann hier nur meine Erfahrungen wiedergeben.

Zunächst musste ich die 10% ge Zitronensäurelösung herstellen, indem ich einen Esslöffel der gelieferten Kristalle mit 9 Esslöffel Wasser mischte. Davon sollten jeweils 5 Tropfen per Pipette mit je 1 Tropfen des 28% gen Natriumchlorit für 3 Minuten gemischt werden. Später lernte ich, dass man mit weniger Wasser eine 50% ge Säure herstellen kann und damit weniger Tropfen zählen muss, also 1:1 mischen kann. Inzwischen habe ich mir aus Deutschland die beiden Komponenten in 2 Fläschchen kommen lassen.

Ich begann mit einem Tropfen vor dem Zubettgehen, auf den ich nach 3 Minuten den Becher auf die Hälfte mit Wasser füllte, und steigerte gleich jeweils um einen weiteren Tropfen ca. 5 Uhr morgens. Der Chlorgeruch, der sich während den 3 Minuten entwickelt, machte mir nichts aus, das Gebräu war halt sauer. Am 2.Tag stellte sich dann das ein, was ich in meinen täglichen Aufzeichnungen als "wäStu" bezeichne, als wässrigen Stuhl. Es ist kein Durchfall, der Darm entleert sich mit einem einmaligen, kräftigen Ausstoß von heller, wenn auch übel riechender Flüssigkeit mit gries- und flockenartigen Beimischungen. Dies erfolgt in der Regel unabhängig vom normalen Stuhlgang ein bis mehrere Male, heftig aber stets kontrollierbar.

Als ich bei 8 Tropfen angelangt war, stellte sich eine leichte Übelkeit ein. Dies zeigt an, dass mehr Schädliches zerstört wurde, als der Körper auf die Schnelle ausscheiden kann. In der Folge reduzierte ich um 2 Tropfen. Diese Dosis von jeweils 6 Tropfen vor dem Zubettgehen und 2 Stunden vor dem Frühstück halte ich für erträglich und ausreichend, wenn man unter keiner schweren akuten oder chronischen Erkrankung leidet und wie es auch von Dr. Douwes empfohlen wird. Dennoch experimentierte ich weiter, kam auch schon auf 13 Tropfen am Abend, aber es geht nicht darum, wie viel man erreichen kann. Statt Wasser benutzte ich bald Apfel- oder Traubensaft, wobei kein Vitamin C zugesetzt sein darf. Wichtig ist auch, Pausen bei der Anwendung zu machen. Heute halte ich die Dosis von 6 Tropfen zweimal in der Woche für ausreichend. Doch ich kann hier nur den Anstoß geben, das Wundermittel selber auszuprobieren. Wirklich gesund werden und sein kann nur der, der selbst Verantwortung übernimmt für seinen Körper, seine Gesundheit und sein Leben und nicht erwartet, dass Pillen oder bezahlte Ärzte die Symptome wegzaubern.

Etwas Entscheidendes geschah in den ersten Tagen der Anwendung. Ich stellte mir die Frage, ob mein Körper sich nicht doch gegen den Geruch und den Geschmack von MMS auf Dauer wehren wird. Da nahm ich die Antwort meines Körpers wahr: er verlangte geradezu danach und ich spürte, wie nach der Einnahme eine Leichtigkeit und Reinheit ihn durchzog. Von da an gestaltete sich die Kommunikation mit meinem Körper noch intensiver. Ich sende ihm Liebe zu und er gibt mit Freude zurück. Wenn ich atme, mich bewege, schwimme oder esse, führe ich ihm liebevoll Energie zu oder helfe ihm und seinen Organen und Systemen ihre Aufgaben zu erfüllen. Ich ernähre mich bewusster und gesünder, trinke z.B. keine Milch und keine Softdrinks mehr, esse mehr Gemüse und täglich einen Apfel und Naturjoghurt. Niemand kann sich sicher sein oder es sich leisten, nur vollkommen reine Produkte zu sich zu nehmen. Neben der Reinigung durch MMS segne ich deshalb das, was ich zu mir nehme und unterstütze das Immunsystem durch positives Denken. Wie man weiß. transportieren Nahrung und besonders Wasser vielfältige Botschaften.

Die Weisheit des Körpers

Wie viele Suchende glaubte ich, dass Erleuchtung im Elfenbeinturm stattfindet, also eine Sache des Geistes ist oder zumindest durch den Verstand vorbereitet wird. Nun lerne ich den Körper mit einzubeziehen, ja ich finde, dass ohne dies keine umfassende Erfahrung der Wirklichkeit geschehen kann. Dazu bedarf es weder spezieller Atemtechniken oder Bewegungen noch anderer Übungen. Die liebevolle - das ist das Schlüsselwort - Zuwendung genügt. Ein normaler Atemzug in Freundschaft und Vertrauen zum Körper, frei von Erwartungen und im Wissen, dass alles zum Besten gestellt ist, - und ich bin im inneren Raum, meiner Eremitenklause mitten auf dem Marktplatz. Wie kann ich den Nächsten und Gott lieben, wenn ich das mir am nächsten Liegende nicht lieben kann? Sich mit dem Körper zu vereinigen bedeutet sich mit allem zu vereinen. Der Körper ist sehr viel weiser als der Verstand, der wie ein Affe dauernd zwischen Vergangenheit und Zukunft umher springt. Der Körper ist immer in der Gegenwart. Er urteilt nicht und erkennt dennoch das Schöne und Gute, weiß, was heilt und nährt. Lange erträgt er unsere negativen Gedanken und Gefühle, bis er schließlich reagieren muss. Er ist auch der, der als Einziger wirklich sagen kann: ich bin gesund. Wir müssen nur lernen, auf ihn zu hören. Diese Sprache sollten die Kinder in der Schule neben den anderen Sprachen lernen.

Transformation

Es ist nicht so, dass ich außerhalb meines Körpers bin, aber manchmal habe ich Mitleid mit ihm, wenn er Bauchweh hat. Er ist mein Freund. Mit ihm in Einklang zu sein, bedeutet nicht, keine Schmerzen mehr zu haben. Aber der Körper sagt mir: damit werde ich fertig! Ich lese oft von Schmerzen und Beschwerden, die durch die stattfindende Höhertransformierung der Erde verursacht werden, durch Einflüsse von Sonnen oder anderen Energiequellen. Vielleicht leidet mein Körper zuweilen auch darunter, doch ich verstehe nichts von Dimensionen und Schwingungen. Aber ich glaube, dass eine Verwandlung des Körpers mit der des Bewusstseins einhergeht. Im Übrigen endet nach einer anderen Zählung der Maya-Kalender nicht erst am 21.12.2012, sondern schon in genau 28 Tagen!

Manches könnte ich noch über die Erfahrungen schreiben, die ich mit und durch meinen Körper mache. Aber meist sind sie sehr subtil und ich habe mir auch Zeit mit diesem Text gelassen, um sicher zu sein, dass es nicht nur Tagesimpulse sind. Ich fühle mich dem großen Geschehen nahe und meinem Gott-Vater, der hinter allem wirkt. Morgen steht die Kontrolluntersuchung des Auges an und ich freue mich, die beiden Ärztinnen wieder zu sehen. Ich werde das Thema Melanom nicht ansprechen. Wenn ich mir alle Abläufe und Gespräche sowie die Reaktionen der Augenkliniken in Deutschland auf meine Bitte um eine 2.Meinung recht anschaue, dann komme ich zu der Überzeugung, dass da keine Krebs war und ist. Es ist in diesem Land so, dass es keine endgültige Antwort auf eine Frage geben kann, dass man einer Sache nicht auf den Grund gehen kann und dass die Thais, die ja das Rad erfunden haben, nie einen Fehler machen oder ihn jedenfalls nie zugeben können. Keiner wird den anderen eines Fehlers bezichtigen. Denn nicht nur dass der Betreffende sein Gesicht verlieren wird, man setzt sich auch der Anklage wegen Verleumdung aus und riskiert Freiheit oder Leben. Es ist mir gleichgültig, ob dieser Pathologe mit seiner Diagnose richtig lag oder nicht. Ich bin froh über das Erlebte, es hat mein Leben verändert.

Montag, 8. August 2011

Nachtrag Zahnarzt

Gestern hatte ich mal wieder unter Verständigungsproblemen zu leiden. Leiden ist im wörtlichen Sinn gemeint, wenngleich es nicht schlimm war. Der Zahnarzt hatte mich ja für Sonntag um 11 Uhr in den vollen Terminkalender eingeschoben. Zu einer kurzen Nachschau wegen der Zahnfleischentzündung, wie ich dachte. Zuvor war ich noch schwimmen, diesmal mit Musikuntermalung, da die Anlage aufgebaut war für die Aktivität am Nachmittag, eine Art Kinderbasteln zum Muttertag. Dieser ist am 12.August, dem Geburtstag der Königin. Vor dem Eingang zum Muban ist ein großes Bild von ihr aufgestellt und am Abend dieses Tages werden die Bewohner der Siedlung am See genau wie an vielen öffentlichen Plätzen wieder die Hymnen singen und mit Kerzen in den Händen die Mutter des Landes hochleben lassen.

Dass wir eineinhalb Stunden warten mussten, wunderte mich, zumal ja der junge Arzt bereits im Wartezimmer mir kurz in den Mund geschaut hatte. Andere Erstpatienten wurden auf den Nachmittag vertröstet. Der mürrische Zerberus am Empfang, wohl die Altärztin und Chefin, meinte derweil, ich käme gleich dran. Als ich dann schließlich vor meiner Ärztin auf dem Stuhl lag, wurde kurz meine Gattin dazu gerufen, um mir auszurichten, dass nochmals Zahnstein entfernt werden müsse. Keine Spritze, nur "etwas Einschmieren", übersetzte sie mir. Ein weiterer Dolmetscherfehler. Denn schon wurde die Spritze angesetzt und mindestens viermal eingestochen. Gespürt habe davon allerdings nichts und sehen konnte ich wegen des Tuches auf meinem Gesicht nur das, was sich vor der Nasenspitze abspielte. Da wurde dann weiter kräftig geschabt und gekratzt, Tupfer eingespannt und leicht blutig wieder entfernt, Beläge an die Assistentin weitergereicht und schließlich zwei große Spritzen Spülflüssigkeit reingedrückt. Ich fühlte mich überrumpelt und hilflos. Die Behandlung war einfach beim letzten Termin nicht fertig durchgeführt worden, da meine liebe Gattin ja angegeben hatte, wir wären unter Zeitdruck, damit bei ihr die Zähne nicht gezogen werden konnten. Dass die Ärztin die Reinigung später fortsetzten wollte, hatte mir meine Frau nicht gesagt, und "später" beim Zahnarzt bedeutet bei ihr den Sankt Nimmerleinstag.

Als ich dann etwas betäubt aufgestanden war und an der Rezeption erschien und Dr.Pupa, nun wieder ohne Plastik-Gesichtsschild und nur mit Haarnetz, mein ernstes Gesicht sah, fragte sie besorgt, ob sie mir Schmerzen bereitet hätte. Das sicher nicht. Aber mir war nicht nach Lächeln zumute, zumal ein Teil der dafür zuständigen Muskeln gelähmt war. Der Zerberus und sie gaben mir wieder einen Beutel mit 15 losen Amoxy 500 und betonten, wie wichtig es sei, dass ich sie alle nähme. Am besten zweimal täglich zwei Kapseln, dann wirkten sie schneller. Ich hatte ja noch welche vom letzten Mal, aber meine Gattin flüsterte mir zu, ich solle sie nehmen, sie könnte sie ja auch gebrauchen. Und das Zähne putzen nach jedem Essen würde die Zahnsteinbildung verhindern, sagten sie. Auf dem Rechnungsvordruck war "root planing" angekreuzt, also Wurzelpolieren, und zu zahlen hatte ich den Einheitspreis von 400 Baht. Beim Verabschieden hob die Ärztin die Hände zuerst zum Wai und ich erwiderte die ungewöhnliche Geste gern und mit einem versuchten Lächeln. Ich liebe das weibliche Gesundheitspersonal dieses Landes.

Wie geplant fuhren wir anschließend mit dem Taxi zum Busbahnhof am Flugplatz und von dort mit dem Bus zum Einkaufszentrum Future Park. Unterhaltung kam für mich nicht in Betracht, einmal wegen der Betäubung der Mundpartie, die sich bisweilen über die Nase zur Stirn und hinab zum Herzen bemerkbar machte, und zudem weil ich ein wenig angesäuert war. Ist nicht Übersäuerung des Körpers ein Nährboden für Tumore? Jedenfalls war nach der 80 minütigen, schweigenden Fahrt die Welt und mein Mundwerk wieder in Ordnung. Wir speisten im Fuji, kauften etwas ein und fuhren dann zum großen IT-Kaufhaus ZEER, wo ich letzte Woche ein neues Notebook gekauft hatte, das ich nun aufrüsten ließ. Beim alten war die Grafikkarte nicht mehr zu ersetzen, aber meine Daten bis auf die Lesezeichen des Firefox konnten gerettet werden.

So erwies sich mal wieder wie so oft in meinem Leben, dass was zuerst als negativ, bedrohlich und unannehmbar erschien, sich zuletzt doch als positiv und notwendig herausstellte. Heute habe ich keine Beschwerden mehr im Mund. Aber 2,3 Vorsätze habe ich gefasst: öfters die Zähne zu putzen und früher zum Zahnarzt zu gehen und mir endlich mal die thailändische Schrift beizubringen, um leichter die Sprache zu erlernen.

Freitag, 5. August 2011

Beim Zahnarzt

Viele Jahre ertrug meine Gattin ihre Schmerzen, weil sie Angst vor dem Zahnarzt hatte. Zuletzt halfen auch die Tabletten nicht mehr. Vor allem abends, wenn sie kalten Hopfentee zu sich nahm, setzten die Schmerzen ein. Vor zehn Tagen nun hat sie ihre Ansgt überwunden und sich den Backenzahn ziehen lassen. Und sie hat davon nach zwei Spritzen gar nichts gespürt. Ein Stück schlechte Laune wurde dabei anscheinend auch entfernt. Für letzten Montag hatten wir für uns beide einen weiteren Termin vereinbart.

Die Praxis ist ein kleiner, neu eingerichteter Familienbetrieb, wie meine Gattin meint. Sie befindet sich nicht weit von unserer Siedlung entfernt an der Hauptstrasse. Wie üblich muss man die Schuhe vor dem Eingang ausziehen und kann in Plastikschlappen schlüpfen. Hinter dem Warte- und Empfangsraum stehen drei Behandlungsstühle, durch Vorhänge getrennt. Alles ist neu und sauber. Uns behandelte die Frau Doktor, eine junge, zierliche Person mit einem breiten Lächeln. Ihre zarten Hände füllen die Latexhandschuhe nicht aus. „Dr. Pupa“ ist auf ihrem weissen Kittel aufgestickt, wobei die Betonung auf dem langen „a“ liegt.

Wir hatten uns zuvor nach den Preisen erkundig: 400 Baht sowohl für das Ziehen wie für die Zahnsteinentfernung, die ich an diesem Termin vornehmen liess. Dafür musste nicht wie letztes mal bei meiner Frau der Blutdruck gemessen werden. Aber wie erwartet musste ich die Brille ablegen und mir wurde die Sicht genommen durch das übergeworfene, grüne Tuch, das nur das Operationsfeld freiließ. Die Behandlung selbst sowie das Absaugen durch die Assistentin waren in keinster Weise unangenehm. Und weil Arbeit in diesem Land auch Spaß machen muß, blieb ihnen genug Zeit für Lachen und Unterhaltung. Meiner Gattin sollten zwei wacklige Zähne gezogen werden, allerdings drückte sich wieder. Sie habe keine Zeit, war die durchschaubare Ausrede. Zuvor habe ich vergeblich versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie sich die Zähne gar nicht ziehen lassen muß, wenn sie anfängt, MMS-Tropfen zur Zahnpflege zu benützen. Aber sie will vom dem indischen Zeug, wie sie sagt nichts wissen. Indisch nur nach dem Absender des MMS-Sets, das ich mir hatte schicken lassen.

Dabei könnte ich nun selbst die Tropfen im Mund anwenden. Denn heute mußte ich wieder zum Zahnarzt. Wir waren gestern mit Freunden beim Essen. Unter anderem gab es gebratenen Fisch mit fritierten Blättern des Zitronenstrauches und Fasern von Zitronengras. Eine harte Faser ist mir wohl zwischen Zahn und Zahnfleisch geraten, denn kurze Zeit später war die Stelle schmerzhaft. Nachts um drei nahm ich schließlich eine Tablette. Die Praxis ist gut besucht, aber wir erhielten einen Termin kurz vor Mittag, zwei Stunden nach unserem Anruf. In Abwesenheit der Ärztin behandelte mich der junge Arzt. Mit seinem Instrument untersuchte er das Zahnfleisch, konnte aber außér reichlich Eiter keinen Fremdkörper finden. Ich bekam zwei kleine Tüten mit losen, bunten Pillen, Antibiotika und Schmerztabletten, und eine Flasche antiseptischer Mundspülung und zahlte für alles 100 Baht, ca. 2,40 Euro. Am Sonntag soll ich wieder vorbeikommen.

Nach einer Brokkolicremesuppe nahm ich die Tabletten und holte meinen Schlaf nach. Als ich drei Stunden später zum Schwimmen ging, hatte ich meine Beschwerden schon vergessen. Im nächsen Post muss ich endlich auf meine Anwendung der MMS-Tropfen eingehen.

Dienstag, 12. Juli 2011

Ich hatte da ein bisschen Krebs

Noch einmal zur Augengeschichte:

Entspannt reisten wir am Sonntagmorgen an, tranken an der Silom einen Cappuccino und holten dann aus der Radiologie im 4.Stock den Bericht und die Bilder der Ultraschalluntersuchung ab. An beiden Seiten des Halses sowie an der Schilddrüse sind keine Abnormitäten feststellbar, stand da. Wir erhielten allerdings einen Riesenumschlag, obwohl ich am Mittwoch wie verlangt den kleinen mit den Ergebnissen der letzten Untersuchung des Oberbauches mitgebracht hatte, und wir mussten den ganzen Tag diesen großen Umschlag mit uns herumtragen.

Im 11.Stock wurde nach kurzer Wartezeit mein Name aufgerufen und ich durchlief wieder die Eingangstests. Diesmal führte den Innendrucktest allerdings Khun Danokwan durch, die nette Schwester, bei der wir uns letztes Mal mit einer Schachtel Ferrero Roger bedankt hatten. Sie begrüßte mich freundlich und meinte, sie habe mich jetzt eine Weile nicht gesehen. Sie machte den Test mit den Luftstößen professionell und ich hatte normale Werte.

Ich freue mich immer, Dr.Usanee zu sehen. Diesmal besonders, weil ich ihr auf ihre Eingangsfrage nach meinem Befinden wahrheitsgemäß antworten konnte, dass ich mich großartig fühle, ich das Leben genieße und keine Angst vor dem Krebs mehr habe. Sie gab mir einen kräftigen Händedruck. Den ihr vorliegenden Bericht wollte sie mir kopieren lassen, aber ich hatte ihn ja bereits. Sie kommentierte ihn nicht und das Thema Melanom wurde weder von ihr noch von mir erwähnt. Es ging nur um das Auge, um dessen Heilungsfortschritt. Zunächst prüfte sie das rechte. Vom linken machte sie Fotos, die sie mir auf dem Bildschirm zeigte. Die Restwunde sah hier besser aus als im Spiegel. Sie ließ mir von der Schwester einen Tropfen ins Auge geben und machte eine Aufnahme in Grün. Auf Nachfrage erklärte sie, dass sie hierbei die Konsistenz der Oberfläche prüfen könne. Es sei keine Wiederkehr eines Tumors zu erkennen. Wir vereinbarten einen Kontrolltermin in drei Monaten. Aber ich könne ihr auch mailen, wenn ich den Termin nicht einhalten könne oder sonst etwas am Auge sei. Als ich angab, dass die alten künstlichen Tränen ein Brennen verursachten, verschrieb sie mir andere, die ich nun auch gut vertrage. Sie fragte, wo meine Frau sei. Diese hatte es vorgezogen, sich im großen Wartesaal mit ihrer Illustrierten zu beschäftigen. Dr.Usanee trug mir Grüße an sie auf. Ich sagte, dass meine Gattin nicht bereit sei, über das Thema Krebs mit mir zu reden. "Tell her, everything is ok!", war ihre Antwort. Ich solle weiter das Leben genießen.

Ich musste eine Stunde warten, um zu Dr.Wasee gerufen zu werden und war in wenigen Minuten wieder draußen. Vielleicht brauchte ich deshalb nur einmal das Arzthonorar von 300 Baht (ca. 7.14 Euro) zu bezahlen. Dr.Wasee prüfte beide Augen an der Spaltlampe und war sehr zufrieden mit dem schnellen Heilungsfortschritt. Da muss ich wohl noch an meiner Geduld arbeiten. Die Äderchen, die mir am rechten Auge auffallen, seien normal. Ich gab den Eindruck wieder, dass es besser ist, das Auge in Ruhe zu lassen. Die neuen Tränen bräuchte ich nur alle vier Stunden nehmen. Sie sah im Kalender nach, an welchem Sonntag im Oktober sie anwesend sein wird. So werde ich diese liebe Ärztin auch wieder sehen.

Draußen erhielt ich noch den Zettel mit dem Termin. Zu zahlen hatte ich für alles 585 Baht (ca. 14 Euro), incl. 165 Baht für die neuen Tropfen. Es ist bewundernswert wie bei den vielen Patienten der ganze Ablauf ohne viel Durcheinander und große Verzögerung gestaltet wird. Einige Mitarbeiter sind nur damit beschäftigt, Zettel und Akten hin und her zu tragen. Wartezeiten sind allerdings hin zu nehmen.

Wir aßen wieder im Fuji zu Mittag und fuhren anschließend mit der U-bahn zum Hauptbahnhof, wo wir den Bus nach Bangkhae zur Familie des Schwagers nahmen. Die einstündige Fahrt für 7 Baht geht durch Chinatown über den Chao Phraya nach Thonburi. Am Grabmal der Mutter brachten wir wie gewohnt Räucherstäbchen und Blumen dar. Der Suan Luang 2, den wir danach besuchten, ist um eine weitere, riesige Marktfläche vergrößert worden und es herrschte großes Gedränge. Meine Gattin kaufte sich einen Kaktus ihrer Lieblingssorte und ich bekam Durst auf eine Dose Bier, das ich aus einem mit Eis gefüllten Plastikbecher durch den Strohhalm trank. Auf der Rückfahrt begann es zu schütten, doch wir blieben trocken, da wir solange im Big C einkaufen gingen. Gestalten der Nacht waren bereits auf den Gehsteigen in der großen Stadt zu sehen, als wir mit dem Bus zurück zum Bahnhof fuhren, wo wir noch in einem Nudelrestaurant Halt machten.

Die ganze Aufregung um den Krebs ist dem Bericht eines Pathologen zu verdanken, der Ende Mai den zwei Tage zuvor herausgeschnittenen Pickel unter dem Mikroskop untersuchte und den Verdacht auf dieses sehr seltene, aber todbringende, bösartige Melanom der Bindehaut äußerte. Der 1 mm breite Rand sei zwar frei, aber Tumorzellen befänden sich am Boden der Probe. Das Ergebnis bestätigte er dann selbst noch mal und die teure immunhistologische Einfärbung konnte bei ihm dann auch kein anderes Resultat bringen. Er beschreibt dabei pleomorphe Zellen, das dem entspricht, was alternative Krebsforscher mit für die Ursache oder Anzeichen von Krebs halten, also die Eigenschaft, bzw. Fähigkeit von Zellen oder Mikroorganismen, ein unterschiedliches Erscheinungsbild anzunehmen. So können Parasiten, Protozoen, Endobionten, polymorphe Trichomonaden oder wie sie es auch nennen als Bakterien, Viren oder Pilze auftreten. Krebs ist demnach eigentlich in jedem Menschen schlummernd vorhanden. Diese Parasiten können lange Zeit unauffällig in Symbiose leben, aber in übersäuertem oder radioaktiven Milieu entarten sie und vermehren sich dann unkontrolliert, besonders bei schwachem Immunsystem. Das Terrain entscheidet, ob und wie sie sich vermehren.

Es gibt viele alternative Heilmethoden für Krebs. MMS ist ein kostengünstiges und absolut effektives Mittel. Über MMS, wie ich es anwende und wie es wirkt, werde ich in einem gesonderten Eintrag schreiben. Es ist ein wahres Wundermittel. Es zerstört alle Bakterien,Viren, Pilze und Schwermetalle ohne dem Körper zu schaden. Ich bin sicher, dass es in mir wirkt und ich keine Krebszellen mehr habe.

Auf der anderen Seite gilt es, das Immunsystem wieder aufzubauen. Franz von Assisi nannte seinen Körper "Bruder Hinterteil". Ich habe meinem noch keinen Namen gegeben, aber wir haben nun ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Ich versuche auf ihn zu hören. Wenn er meint, er habe genug, dann schiebe ich den Teller weg. Wenn er meint, ausgeschlafen zu haben, dann stehe ich auf oder drehe mich höchstens noch fünf Minuten um. Wir freuen uns, täglich das Wasser im Pool zu durchschwimmen, uns zu bewegen, die Lungen mit frischer Luft zu füllen. Ein Hungergefühl macht uns nichts aus. Auf Kuchen, Eis und Knabberzeug verzichte ich. Was ich esse, segne ich oder ich bitte um Gottes Segen. Mein Blutdruck ist runter und ich habe 5 oder 6 Kilo abgenommen. Ich fühle mich rundum gesund und wohl.

Dadurch dass ich bewusst und freudig in und mit meinem Körper bin, kehre ich auch immer wieder in den gegenwärtigen Augenblick zurück. Und bin somit dem Göttlichen nahe.

Samstag, 9. Juli 2011

Der Wesenskern

Wenn jemand einen Blog betreibt mit dem Thema Erleuchtung, wird er sicher nicht eines Tages schreiben : „Gestern habe ich die Erleuchtung erlangt. Ihr könnt Buddha zu mir sagen.“. Er wird sich in diesem Fall wohl eine Weile Zeit nehmen, um seine Erfahrung zu vertiefen und an das Leben anzupassen. Vielleicht wird sein unbedeutender Bog nicht mehr sein Podium sein. Nun, ich spreche nicht über meine Erleuchtung, aber ich wollte warten, um das zu prüfen und die richtigen Worte dafür zu finden, was ich glaube, der Welt verkünden zu können. Allerdings hätte ich das schon vor Monaten tun sollen. Es hat wohl der Sache mit dem Auge bedurft, um mir zu zeigen, dass des faulen Mannes Weg zur Erleuchtung nicht funktioniert.

Es ist ein einfacher Gedanke, eigentlich nicht neu und doch potentiell weltbewegend. Keine Lehre und doch passt er auf viele Lehren und Wege und hilft aus manchen Sackgassen heraus und er kann die Welt erklären.

Als Jugendlicher flehte ich: „Gott, ich will Dich sehen!“ Ich stellte Thesen auf: „Wenn Gott nicht in dieser Pfütze sein kann, dann ist er nicht Gott.“ „Es kann nicht das Unvollkommene geben, denn wenn das Vollkommene nicht auch das Unvollkommene sein kann, dann ist es nicht vollkommen.“ Mir wurde bewusst, dass wir im Innersten eins mit dem Göttlichen sein müssen. Ausgedrückt fand ich es in: Atman gleich Brahman. Dieser Satz zog mich nach Indien, ließ mich Haus und Hof verlassen und Buddha gleich auf die Suche gehen.

Heute hören wir oft: „Wir sind göttlich. Wir sind Söhne und Töchter Gottes. Wir sind Gott.“ Und es ist wahr, es ist erfahrbar wahr. Nur ist es für den Suchenden ein langer Weg, voll von falschen Verheißungen und Enttäuschungen. Wie sollen die beiden Enden zusammen gebracht werden? Zu viele Lehren und Richtungen, zu viele menschliche Schwächen stehen da dazwischen. Dabei ist das ganze Universum daraufhin ausgerichtet. Man könnte sagen, dass es auf der Erde wie im Universum darum geht, dass jedes Lebewesen seine Bestimmung finden und leben kann und dabei glücklich ist. Diese Glückseligkeit wird der Mensch nur finden, wenn er seinem natürlichen Bedürfnis der Suche nach dem Vollkommenen nachgeht und dieses findet oder sich darin wieder findet. Die Suche gestaltet sich meist schwierig und kann in Sucht oder Resignation stecken bleiben. Das geschieht, wenn man lediglich die beiden Pole sieht, den Menschen und Gott, und als Mensch versucht, innerhalb seiner Vorstellung mit Gott gleich zu ziehen. Doch der Mensch ist mehr als nur Körper und Verstand.

Der Mensch hat eine Seele, noch besser: der Mensch ist Seele. Körper und Seele sollten aber nicht getrennt werden. Man darf nicht versuchen, diesem Leben zu entrinnen, um die in einer anderen Existenz oder in einem Erleuchtungszustand wartende Glückseligkeit zu genießen. Aber dennoch können wir uns als Seele, als Geist erfahren. Ja, wir können bis auf den Seelengrund gelangen, wie Meister Eckhart lehrte, und dort in das Göttliche eintauchen. Dies ist unser innerstes Wesen, unsere Anbindung an Gott. Manche nennen es Gottesfunken oder Christuslicht. Im Urantia-Buch wird erklärt, dass jedes Menschenkind bei seiner ersten Entscheidung für das Gute einen Gedanken-Justierer bekommt. Ich mag diesen aus dem Englischen übernommenen Begriff nicht besonders, aber es beschreibt das, was ist und geschieht. Dieser (ich nenne es:) Wesenskern ist bestrebt sich mit unserem Bewusstsein, unserer Persönlichkeit zu vereinen. Er ist in allem Gott-gleich, nur dass er erst Persönlichkeit erhält in der Vereinigung mit dem Wesen, dem er innewohnt. In ihm sind wir mit Gott und mit allem Leben und mit der ganzen Schöpfung verbunden. Der Wesenskern respektiert unseren freien Willen. Und doch hört er nicht auf, mit Liebe und Geduld uns zur Freiheit zu führen.

Diese Vorstellung eines innewohnenden göttlichen Wesenskerns passt wie eine Schablone auf fast alle religiösen Erfahrungen und Bekenntnisse. Es bleibt nichts anderes zu tun, als diesem Wesenskern in uns Raum zu geben. Es kann also gesagt werden, dass wir göttlich sind, dass wir bereits erleuchtet sind, es nichts zu erreichen gibt, weil es bereits da ist. In diesem Sinne ist Gotteserkenntnis Selbsterkenntnis. Wenn wir uns Gott im Gebet zuwenden, tun wir dies in, durch und für unseren Wesenskern. Im Wesenskern erfahren wir die unendliche Liebe Gottes und können nicht anders, als diese Liebe zu erwidern. In dieser Liebe ist noch eine besondere Kraft: die Liebe und Führung durch Jesus, die ganz dem Menschen zugewandte Seite Gottes. Dies wahrzunehmen ist eine Sache der Erfahrung, nicht nur des Glaubens. Es gehören aber noch einige Voraussetzungen dazu, den Wesenskern, dieses Reich Gottes, das Jesus lehrte, zu erreichen. In weiteren Posts werde darüber schreiben. Vorausgeschickt sei, dass es keinesfalls um eine Lehre geht. Die Wahrheit ist immer etwas Lebendiges, das sich nicht in Formeln oder Credos oder in intellektuelle Leitbilder einsperren lässt.

Donnerstag, 7. Juli 2011

Heilwerden

Das Auge beschäftigt mich zwar weiter jeden Tag, schon weil ich tropfen muss und den Heilungsprozess mit Ungeduld verfolge, und die erschreckende Diagnose und deren Konsequenzen sind zu einem Wendepunkt in meinem Leben geworden, aber vielleicht wird sich die ganze Aufregung bald in eine Erinnerung verwandeln.

Der Arzt, der gestern die Ultraschalluntersuchung der Halslymphknoten vornahm, war ziemlich im Stress und nicht besonders freundlich. Mit mir warteten noch einige Patienten, deren vereinbarter Termin lange überschritten war, und als die ältere Schwester mich vor ihnen herein bat, musste sie laut erklären, dass bei mir ein anderer Fall vorlag. Sie konnte meinen Namen nicht aussprechen und deutete nur fragend auf die Papiere. In der gleichen Kabine wie beim letzten Mal wurde ich von einer weiteren Schwester vorbereitet. Sie positionierte mich auf der Liege und legte ein gerolltes Handtuch unter meine Schultern, sodass mein Kopf nach hinten gestreckt wurde. Bis der Doktor kam, schob sie mir aber ein Kissen unter. "What is wrong with you?", fragte er. Was ich ihm erklärte, konnte er auch aus den Akten und dem Computer ersehen. Die Bemerkung, die er in Thai zur Schwester machte, verstand ich in der Weise, dass er meiner Ärztin Überreaktion vor hielt. Während er mit dem Prüfkopf an meinem Hals herum fuhr, fragte er, ob ich selbst Knoten oder Schmerzen verspürt hätte, was ja nicht der Fall ist. Ich war überrascht, als er nach kurzer Zeit die Untersuchung beendete und im Rausgehen über die Schulter sagte: "Nothing abnormal."

Die Schwester erklärte mir in Thai, dass der Bericht erst morgen erstellt würde, aber da ich nicht alles verstand, beauftragte sie einen Helfer, es meiner Frau zu vermitteln, die draußen im Wartesaal saß. Wir können also den Report und die Aufnahmen abholen bevor wir am Sonntag zur Augensprechstunde gehen. Ich denke, dass dies dann der letzte Termin vor einer Kontrolluntersuchung in einigen Monaten sein wird.

Mein Augenmerk ist nun weniger auf möglicherweise vorhandene Tumore und Metastasen gerichtet, sondern ich bin bestrebt, den Körper wieder in die Lage zu versetzen, mit allem Schädlichen selbst fertig zu werden. Mancher rät zu einer Nachoperation und der Chemotherapie mit Mitomycin. Aber Rausschneiden und Verbrennen heilt den Krebs nicht. Ich bin zu der Auffassung gelangt, dass die Schulmedizin die Ursachen von Krebs nicht kennt und nicht willens und nicht in der Lage ist, ihn zu heilen. Es gibt Hunderte alternative Methoden. Meine Entscheidung ist schon lange für MMS gefallen und ich habe mit dem Standardprotokoll angefangen. Der Chlorgeruch macht mir noch nichts aus und ich freue mich, dass mein Körper die Bakterien, Viren, Pilze und Metalle durch die Oxydation zerstören und hinaus befördern kann. Problematisch könnte nur der wässrige Stuhlgang werden, wenn wir unterwegs sind. Aber ich will hier nicht näher auf MMS und alternative Krebstherapien eingehen. Jeder Betroffene kann sich selbst im Netz informieren. Keine Medizin, auch MMS nicht, kann heilen, nur der Körper selbst. Mutter Natur weiß am Besten, was gut ist. Es geht um Heilwerden und -bleiben, um Reinsein.

Eine Erkenntnis aus der Tumorsache ist, dass Geist und Körper zusammen gehören. Bei Buddha war es die Askese, bei mir eher Vernachlässigung, was der weiteren Entwicklung im Wege stand. Aber bald werde ich wieder Texte einstellen, die zum Blogthema besser passen.

Montag, 20. Juni 2011

Zurück

So, das war´s. Ich habe mein Leben wieder. Und das neue ist schöner als das alte. Nicht dass die Tests ergeben hätten, es ist gar kein malignes Melanom. Ganz im Gegenteil. Aber lasst mich der Reihe nach berichten.

Die Erregung in der Nacht und vor der Sprechstunde hielt sich in Grenzen. Ich fühlte Gottes Nähe und Hilfe. Der Impuls auf der Fahrt und in der Klinik war: es geht nicht um den Körper. Später wurde mir auch bewusst, wie widersinnig es ist, an die Transformation der Erde und ihren Aufstieg in eine höhere Dimension zu glauben und sich dabei Sorgen um den materiellen Körper zu machen.

Es waren etwa 60 Personen im inneren Wartebereich, die Hälfte wohl Begleitpersonen, aber wir hatten den Eindruck, dass wir vorgezogen wurden. Wenn ich auch der einzige Ausländer war, so fühlte ich mich stets in gleicher Weise behandelt wie jeder andere Patient auch. Man ist dennoch etwas wie ein bunter Hund und das Personal tut sich nicht einfach, den Namen zu nennen oder sich in Englisch auszudrücken. Die unvermeidlichen Tests zu Beginn dienen in erster Linie als Einnahmequelle. Obwohl ich mich bemühte, still zu halten und nicht zu zucken, als die Luftstöße auftrafen, lagen die Augendruckwerte bei 26 bis 30 mmHg. Dr.Usanee maß dann selbst mit ihrem Tonometer nach und der Wert ergab gute 18. Wir waren nach kurzer Wartezeit zu ihr gerufen worden, wenngleich wir zuerst vor Dr.Wasee´s Zimmer warten sollten.

Dr.Usanee fragte viermal: How are you today?, aber mehr als: It´s okay! bekam sie nicht zur Antwort. Sie überreichte uns gleich eine CD mit den Fotos aus der Pathologie und die „offiziellen“ Befunde aus der Histologie und der Immunhistochemie. Ich hatte ihr zwei Tage nach der Kryo eine harsche Email geschrieben, in der ich verlangte, dass bei einer solchen Diagnose Arzt und Patient auf dem selben Informationsstand sein müssen. Bis jetzt hätte ich keinen schlüssigen Beweis. Diesen mit englischen Fachwörtern gespickte Befund hätte jeder Student aus dem Lehrbuch abschreiben können und jeder Lehrer würde ihn bestätigen, um ihn nicht zu blamieren. Was mir fehlt, sind die Aufnahmen unter dem Mikroskop, die dann auch ein anderer Pathologe begutachten kann. Ich zahlte für das Röntgen, schrieb ich, und bekam ein großes Bild, ich bezahlte für die Ultraschall und bekam einige Aufnahmen, ich bezahlte für die histologische Untersuchung und erhielt einen lausigen Befund. Ich bezahlte 2040 Baht für die Einfärbung und erwarte nun aussagefähige Bilder, denn für 100 Baht könne jeder schreiben, die Reaktionen wären positiv oder negativ. Schon der gesunde Menschenverstand hätte da Zweifel. Ich appellierte auch an den Ruf der Klinik.

Dr.Usanee kommentierte die übergebenen Berichte nicht weiter. Sie erschien überhaupt zurückhaltender und sprach fast mehr in Thai als in Englisch. Sie fuhr wie erwartet in ihrem Programm fort. Eine Biopsie von Lymphknoten sei zu diesem Zeitpunkt zu risikoreich, sie möchte jedoch einen Termin für eine Ultraschalluntersuchung derselben im Halsbereich machen. Ich sprach mich dagegen aus. Sollte sich dabei eine Auffälligkeit finden, ginge die Sache weiter, und wenn man nichts findet, wird man sagen, es kann noch was kommen. Ihre Antwort war etwas diffus: wenn man jetzt die Untersuchung nicht mache, habe man keinen Vergleichspunkt, wenn man später etwas feststellt. Sie würde auch nur die Empfehlung dazu geben. Meine Frau und ich sprachen uns kurz ab und stimmten dann schließlich dieser als der letzten Maßnahme zu. Gegen einen Kontrolltermin in vier Wochen hatten wir sowieso nichts einzuwenden. Dr.Usanee hatte sich das Auge angesehen und eine „inflammation“ festgestellt, eine Reaktion wie bei einer Entzündung. Sie empfahl, die künstlichen Tränen weiterhin alle zwei Stunden zu nehmen und würde evtl. andere Augentropfen verschreiben. Aber das und die Überweisung zur Ultraschall überließ sie ihrer Kollegin. Ich bat sie noch, das rechte Auge zu überprüfen, doch hier war alles normal, auch die Äderchen, die mir aufgefallen waren.

Sonst war sie gewohnt entgegenkommend. Sie wollte keine leere CD von mir nehmen und auch die 40 Baht nicht haben, die sie zuvor für die Einfärbung selbst drauf gezahlt hatte. Meine Gattin war davon ausgegangen, dass eine Schwester dies getan hatte, und hielt einen Umschlag bereit. Zudem hatte sie für alle drei Frauen Ferrero Rocher in Plastikboxen gekauft. Ihre selbst verpackten Geschenke wurden gerne angenommen.

Während wir vor Dr.Wasee´s Sprechzimmer warteten, sah ich mir die Berichte an. Sie waren wie der erste pathologische Befund von dem selben Pathologen erstellt. Die Resultate der immunhistochemischen Untersuchung beschrieb er einfach: S-100: positiv, HMB-45: positiv, Melan A: positiv. Keine Nennung von Zelltypen, keine Klassifizierung oder Abgrenzung zu anderen Tumoren. Unter den Bericht setzte er die selbe Diagnose wie beim ersten Mal. Nur schrieb er statt: Tumor, Verdacht auf malignes Melanom, einfach: malignant melanoma. Diesen Befund übernahm er als Anhang in den „offiziellen“ pathologischen Report, mit der wortgleichen Diagnose. Inzwischen versetzt mich aber das Wort „malignant melanoma“ in ebenso großen oder keinen Schrecken wie das Wort „Kaninchenfell“. Wenigstens habe ich die bildlichen Darstellungen der Zellen auf CD und ich werde sie von einem anderen Pathologen begutachten lassen.

Dr.Wasee fragte in ihrer leisen Art nach dem Befinden und nach Beschwerden und meinte nach der Ansicht des Auges, es sei noch gerötet und gereizt. Ich solle die bisherigen Augentropfen nur noch morgens und abends nehmen. Vielleicht lag da eine der harmloseren Nebenwirkungen vor, die im deutschen Online-Beipackzettel standen: verzögerte Wundheilung. Sie verschrieb aber gleich neue, damit wir nicht extra reinkommen mussten. Ihre geringe Honorarforderung bei der Kryo wurde von keiner Seite erwähnt. Es kann sein, dass beide Ärztinnen einsehen, dass die Befunde und die Diagnose auf wackligen Beinen stehen, und wollen keine Regressforderungen provozieren. Vielleicht wurde mir auch deshalb der Befund nicht gleich bei der Kryo mitgegeben.

Eine Schwester wurde beauftragt, sich um die Überweisung zur Ultraschall zu kümmern. Aber dazu mussten wir eh selbst in den 4.Stock. Dr.Wasee schrieb jedoch den Namen einer kompetenten HNO-Ärztin auf einen Zettel. In vier Wochen wird sie selbst nicht anwesend sein. Deshalb eilte sie davon, um ihre Kollegin zu fragen, ob ein Termin in drei Wochen recht sei. So werden wir die Beiden am 10.Juli wieder sehen. Auf dem 4.Stock konnten wir später erst einen Termin in der Woche nach den Parlamentswahlen am 3.Juli bekommen. Wir entschieden uns für späten Nachmittag des 6.Juli. Hoffentlich bleibt es nach diesen entscheidenden Wahlen ruhig im Land!

Zu zahlen hatten wir neben den üblichen 120 Baht zweimal 300 als Arzthonorare und 70 (1,60 Euro) für die Augentropfen, zusammen also ca.18 Euro. Wir speisten natürlich im nahen Fuji. Ich bestelle nun immer das Kindermenü. Es schmeckt mir und es reicht mir. Danach fuhren wir wie geplant mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof und von dort mit dem Bus Nummer 7 für 7 Baht zur Endstation, wo Schwager und Schwägerin wohnen. Einmal im Monat möchte meine Gattin hier das Grab ihrer Mutter besuchen. Anschließend ließen wir uns vom Schwager mit seinem kleinen Personenbeförderer zum Sanam Luang 2 bringen, einem riesigen Wochenendmarkt. Meine Gattin kaufte sich zwei Kakteen von ihrer Lieblingsart “Condo“. Und ich bekam Durst auf eine große Flasche Bier. Das Eis im Plastikbecher verwässerte es ein wenig. Ich fühlte mich frei und bestätigt. Im Innersten konnte ich nie an einen bösartigen Tumor mit Metastasen glauben. Dieses Gewächs an meinem Auge war nicht aus einer braunen Veränderung einstanden, sondern inmitten von Äderchen. Wenn jetzt noch ein Pathologe bestätigen würde, dass sich aus den Aufnahmen nicht unbedingt die Diagnose eines malignen Melanoms ergeben würde, wäre das Glück perfekt.

Es hat also einige Aufregung und schlaflose Nächte gegeben, aber letztlich habe ich nur profitiert. Das Röntgen hat bestätigt, dass das Herz am rechten Fleck ist, in normaler Größe, und dass die Lunge ohne Auffälligkeiten ist, obwohl ich eine lange Raucherkarriere hinter mir habe und erst vor drei Jahren damit aufhörte. Wichtig war mir der Zustand der Bauchaorta, nachdem mein deutscher Schwager in Chiang Mai im letzten Jahr an einer geplatzten Aorta verstorben war. Aber alle inneren Organe sind ohne negativen Befund bis auf die „fatty“ Veränderung der Leber. Doch ich lebe nun gesünder, bewege mich mehr, will auch wieder den Pool benutzen und esse weniger. Das Ganze war ein Weckruf, ein Start in ein neues Leben.

Eine Stunde brauchten wir bis zum Hauptbahnhof Hualampong. Von dort ging es wieder mit MRT und Airportlink nach hause in unsere ruhige Siedlung. Das bisschen Kopfweh kam nicht vom Bier, sondern von der Fahrt im offenen Bus.

Noch was Anschauliches, das Auge einen Tag nach der Entfernung des Pickels.

Samstag, 18. Juni 2011

Nullpunkt

Stell´ dir vor, du kommst aus dem Urlaub zurück und die Sekretärin des Chefs versucht dir mit aller Milde und Anteilnahme zu erklären, dass dir gekündigt wurde. Es dürfte dir den Boden unter den Füßen wegziehen. Du kannst ihr nicht böse sein, aber du wirst überwältigt von Wut und Ratlosigkeit und schließlich von Resignation. Dennoch wird dein Leben weitergehen. Du musst vielleicht bei Null anfangen.

An einem solchen Nullpunkt bin ich gelandet. Plötzlich hat vieles keine Bedeutung mehr, ist überflüssig und uninteressant geworden. Nicht nur die heruntergeladenen Filme oder die Internetseiten mit geistigem Wissen und Hintergrundinformationen oder einfach kulinarische Verlockungen spielen nun keine Rolle mehr, sondern ebenso Teile des eigenen Egos und sein Kleben an Meinungen und am Leben. Das Abschütteln war so stark, dass die 1.Person verloren ging. Aber für ein angenehmeres Lesen lasse ich sie zurückkehren. In der privaten Kommunikation wäre der dauernde Gebrauch der 3.Person eher krankhaft. Schließlich bin ich noch nicht so weit erleuchtet oder entrückt wie z.B. der Anlass zu meiner 2.Indienreise, Yogi Ramsaratkumar, der von sich durchweg als „dieser Bettler“ oder „dieses Kind Gottes“ sprach.

Der Neustart von (fast) Null wurde bewirkt durch jene Diagnose und das anschließende schockierende Abtasten der Lymphwege an Gesicht und Nacken. Das Ganze war ein Weckruf, vergleichbar mit dem Stockhieb oder dem Schrei des Zenmeisters. Es hat meinem Leben wieder Richtung gegeben. Dennoch war und ist da Schmerz. Es ist nicht mehr die Furcht vor der Krankheit selbst, die mich zeitweise gelähmt und traurig gemacht hat. Nachdem ich mich wieder vorgestern zulange im Netz mit dem Thema beschäftigt hatte und in der Nacht mich nicht gegen die wiederkehrenden Gedanken wehren konnte, geriet ich in einen See von Traurigkeit. Hinzu kam, dass ich in meiner Ungeduld keinen Heilungsfortschritt an meinem wunden Augapfel erkannte. Meine Gattin bemerkte meinen Zustand sofort. Und es brachte sie auf, zumal in den vergangenen zwei Tagen Gelassenheit und Normalität geherrscht hatte und sie sich gerade darauf freute, mich zu einem Mittagessen einzuladen, nachdem sie einen kleinen Betrag in der Lotterie gewonnen hatte.

Aber Zeit heilt alle Wunden. Gegen die quälenden nächtlichen Gedanken habe ich ein „Hausmittel“ gefunden: stoßgebetartige, wiederholte Formeln.
Dennoch beschäftigt mich der morgige Termin. In Gedanken gehe ich das Gespräch mit der Ärztin durch, lege mir englische Worte und Sätze zurecht. Es dürfte die endgültige Diagnose und Belege dafür zu erwarten sein. Das Kind muss einen Namen haben. Das wird aber wohl nichts an unserem Entschluss ändern, keine weiteren Tests wie die Ultraschalluntersuchung der Lymphknoten im Nacken oder gar eine CT und keine weiteren Therapien am Auge mehr zuzulassen, außer spätere Kontrolluntersuchungen desselben. Das Anfordern des pathologischen Befundes nach der Exzision war schon ein Fehler gewesen, ein großer Fehler.

Was mich in Unruhe versetzt ist, dass ich mein Leben bestimmen lassen sollte von einer medizinischen oder pathologischen Ansicht. Das Leben bestimmen göttliche Gesetze, nicht die von Banken und Konsum und Konventionen, von Pharmaindustrie, Politik und eigenen Zwängen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass, sollte sich etwas Entartetes im Körper befinden, es sich auch wieder entfernen lässt. Ich bin mir nur über die Einnahmeweise der MMS-Tropfen noch nicht ganz klar, werde aber notfalls nächste Woche damit beginnen. Es geht mir nicht darum, dieses Leben zu verlängern, sondern um die gegebene Zeit, den Neustart zu nützen, auch im Hinblick auf die weltweiten Veränderungen.

Sonntag, 12. Juni 2011

Die Kryo

Einer geht noch. Allen gewidmet, die das Positive an dem Geschehen sehen können.

Natürlich waren sie wieder zu früh. Sie holten sich einen Kaffee aus dem kleinen Seven, und als sie um 7 Uhr die Anmeldung abgaben, sagte die Empfangsschwester, sie könnten noch was essen gehen, die Ärztin komme erst um acht. So überquerten sie die Henry Dunant Road und setzten sich an eine Garküche. D. bestellte Wantan-Suppe und Reis mit eingelegter Schweinshaxe. H. konnte nichts essen. Er isst nun sehr viel weniger. Oft hat er nach einem Bissen schon genug. Sein Gewicht und sein Bauch haben bereits abgenommen. Er schläft auch viel besser, kann nach Unterbrechungen gleich wieder einschlafen und sein gewohnter Mittagsschlaf ist nur noch ein kurzes Ruhen.

Als sie zu dem Gebäudekomplex der medizinischen Fakultät der Chulalongkorn Universität zurück gingen, bemerkte H., dass er seine Tasche vergessen hatte. Bevor er jedoch zurück laufen konnte, brachte ein Junge von der Garküche die Tasche mit dem Moped.

Die CD mit den Augenaufnahmen von der Spaltlampe wurde ihnen nun ausgehändigt. Vor dem Einlass in die inneren Bereiche, musste H. eine Blanko-Erklärung unterschreiben, dass er über die Behandlung und ihre Risiken informiert worden sei und dem Arzt alle Vollmacht und Regressfreiheit zubillige. Seine Schuhe musste er zu denen der anderen Patienten auf die eine Seite des Regals stellen, wo sie mit einem Zettel versehen wurden, und dann in Schlappen schlüpfen. Da er auf die Toilette musste, durfte er sich dort umziehen. Wieder kämpfte er mit den vielen Schleifen des hellblauen Patientenhemdchens. Er weigerte sich wie verlangt die Brille abzulegen. Er könne sonst nichts sehen, sagte er. So konnte er die hagere Schwester vom letzten Mal besser in Augenschein nehmen, die ihn empfing und Gesicht und Hände waschen ließ. Und er konnte Dr.Wasee besser in die Augen sehen, als diese sich einen Stuhl holte und sich zu ihm setzte.

Sie fragte, wie er sich fühle. H. hatte sich vorgenommen, ganz ruhig zu sein. Allerdings war sein Blutruck auf hundert achtzig, genau gesagt auf 187/95. Dr.Wasee erklärte, dass er gleich dran käme, sie alles vorbereiten ließe und es in etwa 20 Minuten vorbei sein werde. Sie entschuldigte sich nochmals für den Systemfehler bei der Anforderung der IHC. Sie könne ihn und seine Gefühle gut verstehen und sei ja durch die Emailkopien über alle seine Gedanken informiert. Er habe sich wirklich ausführlich mit dem Thema befasst. Auf die Frage nach dem Ergebnis der Einfärbung meinte sie nur, sie werde sie ihm anschließend mitgeben. H. erklärte etwas erregt, dass nach der Kryo er für keine weiteren Untersuchungen und Therapien mehr zur Verfügung stehe und dass er im Grunde keinen Beweis für die Diagnose fände. Die Ärztin antwortete nur, sie habe das Gewebestück selbst gesehen. Ob ihn denn Dr.Usanee nicht angerufen hätte. Eigentlich wollte sie bei der Kryo dabei sein, aber sie hätte kurzfristig heute morgen zu einem Vortrag nach Pattaya abreisen müssen. Er fragte noch, ob sie auch die kleine Narbe wegeisen würde. Nein, diese würde von selbst verschwinden.

Sie gab ihm selbst noch einige Betäubungstropfen ins Auge, wie die schlanke Schwester schon zuvor. Die beiden beugten sich dann am Schreibtisch über seine Akte. Als es um die Medikation ging, brachte H. vor, dass er Paracetamol wie auch Tropfen und Tränen noch zu hause hätte. Neugierig geworden, worüber die Beiden lachten, ging er selbst zum Schreibtisch. Sie hätten sich gerade bemüht, die Schrift zu entziffern. Er erkannte den handschriftlichen Eintrag: malignant melanoma. Es erschien ihm zwar wie eine Aufzählung unter a) - in Extremsituationen wie dieser, wo man gezwungen ist, ganz aufmerksam zu sein, sieht man dennoch nur ausschnitthaft -, aber er deutet darauf und sagte ein wenig laut, dass er daran nicht glaube. Dr.Wasee erklärte, er solle ruhig bleiben (Don´t stress yourself!), ein hoher Blutdruck sei nicht gut für den Verlauf der Behandlung. Während er vor ihr stand, rutschte ihm die Pyjamahose auf die Knie herunter. Die Ärztin selbst führte ihn zum Sofa und wollte ihm die Schleife wieder binden, was aber dann die Schwester übernahm.

Ein Telefon wurde ihm gebracht. Dr.Usanee entschuldigte sich für ihr Fernbleiben und die Unannehmlichkeiten mit dem Anforderungsformular. Anscheinend seien die Formulare geändert worden. Ihre Assistentin würde bei der Kryo dabei sein. H. fragte nach einer Abschrift der Einfärbungsergebnisse und nach deren Abbildungen, sowie nach einem Foto, das die pathologische Aufbereitung unter dem Mikroskop zeige. Sie werde sehen, was sich machen lässt, zum Teil müssten die Fotos gesondert angefordert werden. Jedenfalls könne er sich immer mit allen Fragen an sie per Email wenden. An der Richtigkeit der Diagnose ließ sie keinen Zweifel. Und sie habe sich überzeugt, dass die Gewebeprobe nicht vertauscht worden sei, wie er in seiner letzten Email angedeutet hatte.

Das Engagement der beiden Ärztinnen geht weit über die professionelle Aufgabe und Distanz hinaus. Aber gerade diese einhüllende, mütterliche Fürsorge schmerzt H. Aus ihren Blicken und Worten, den Reaktionen und Handlungen, auch denen im Verborgenen oder als Vorbereitung, liest er ihr Mitleid und ihr Wissen um eine dunkle Zukunft, die sie für ihn klar zu sehen scheinen. Es wäre Energieverschwendung dagegen anzukämpfen und er hat die Kraft auch nicht mehr. Das Beste wird sein, zu schweigen und den Kontakt auf Kontrolluntersuchungen des Auges zu beschränken.

Im OP-Saal erwartete ihn eine bequeme Liege, auf der er gut Arme und Hände auflegen konnte. Daneben stand ein großer Gaszylinder. Die schlanke Schwester führte und betreute ihn selbst. Die Hose musste sie ihm dabei nochmal binden. Laufend bekam er betäubende Tropfen, zuletzt auch ins rechte Auge. Er wurde steril zugedeckt und Licht und Mikroskop wurden über dem linken Auge eingestellt. Das rechte wurde zugeklebt und sein Gesicht mit der braunen Desinfektionslösung gründlich abgerieben. Eine Schwester fragte nochmals nach Vor- und Nachnamen und nach der zu behandelnden Augenseite, dann wurde ein Tuch über ihn gebreitet, das nur das linke Auge frei ließ. Das Einsetzen des Spreizers gelang im zweiten Anlauf.

Das wiederholte Vereisen und Auftauen war kaum als kleine Stiche zu spüren, schmerzlos und weniger brennend als das Desinfizieren der Lider zuvor. Die Atmosphäre war entspannt und die Schwestern fanden es beruhigend, dass zumindest ihre Aufforderungen in Thai von dem Ausländer verstanden wurden. Schnell war es vorüber, das Gesicht wurde wieder abgewaschen und das Auge zugeklebt. In zwei Stunden, also um elf solle er den Verband entfernen und mit den antibiotischen Augentropfen beginnen. Das Auge sei nun irritiert und werde ein paar Tage gerötet bleiben. Duschen sei möglich. Seine Frau erhielt draußen die selben Anweisungen. Es ist möglich, dass Dr.Wasee versucht hatte, sie zu treffen.

Etwas erschöpft ließ H. sich mit dem Rollstuhl zum Umkleiden fahren. Bevor er die Räume verließ, wollten die Schwestern ihn noch drängen, zwei Paracetamol zu nehmen. Der Heimweg sei lang. Aber er hatte gar keine Schmerzen, weder bei der Kryo noch in den Stunden danach.

D. war bereits mit den anderen, zahlreich wartenden Angehörigen an der Kasse gewesen. Mit Verwunderung hatte sie gesehen, dass diese zum Teil Beträge von dreißig-, fünfzigtausend und mehr zu begleichen hatten. Ungläubig zahlte sie ihre Rechnung: 1600 Baht für die Kryotherapie selbst und 1500 für den Arzt, zusammen etwa 72 Euro. Dabei war im Vorgespräch und auf der Anmeldung der Betrag von mindestens zehntausend genannt worden. Ein Versehen oder unglaubliche Milde und Mitleid der Ärztinnen?

H. konnte trotz des Verbandes seine Brille aufsetzen. Er war müde. Sie mussten jedoch noch auf den Terminzettel warten. Am Sonntag, den 19. werden sie beide Ärztinnen wieder sehen. H. fragte noch nach dem Befund, aber diesen würde ihm Dr.Wasee in der Sprechstunde geben, hieß es. Es war ihm gleichgültig. Er würde bis dahin auch nicht in Emailkontakt treten. Selbst wenn keine Fehldiagnose vorliegt – an einen absichtlich untergeschobenen Befund glaubt er nicht - , mit der Entfernung und der anschließenden Kryotherapie ist der Tumor, gutartig oder nicht, beseitigt. Dr.Usanee wird eine Ultraschalluntersuchung der Lymphknoten des Nackens und des Halses vorschlagen. H. hat sich vorgenommen, ihr schweigend zuzuhören.

Die Fahrt mit dem neuen Taxi, das sie von der Türe weg nehmen konnten, war angenehm. Es lief eine CD mit den gleichen Songs, die sie vor 36 Jahren immer auf einem Kassettengerät zu hören pflegten, und die Texte waren für H. wie eine gute Botschaft. Zu hause musste er sich ausruhen, seine Gattin fuhr alleine auf den Markt nach Minburi. Als er später den Verband abnahm, sah er seinen zur Hälfte rot-verschwollenen Augapfel wieder. Er fühlte sich lediglich etwas gereizt an. Von dem Kartoffelsalat und dem Thunfisch konnte er nur eine Gabel voll zu sich nehmen. Jemand hat mal in einem Vortrag gesagt, der Mensch könne von einer Schale Reis am Tag leben, zwei wären zuviel.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Der Stockhieb des Meisters

Laut dem Befund der pathologischen Untersuchung der heraus geschnittenen Wucherung an seinem linken Auge leidet H. an einem malignen Melanom der Bindehaut. also an einer seltenen, aber tödlichen Form des bösartigen schwarzen Hautkrebses. Die üblichen weiter angewandten Diagnoseverfahren sind nach dem Röntgen des Thorax und der Ultraschalluntersuchung des Oberbauches die immunhistochemische Einfärbung der Probe mit den Proteinen S100, HMB-45 und Melan-A - dies wurde gestern in Auftrag gegeben, nachdem beim Ausstellen des Anforderungsformulars am Sonntag ein Fehler aufgetreten ist -, weiter die Abklärung der Ausbreitung im Körper durch Kontrolle der Lymphknoten - eine Biopsie von Wächterlymphknoten hält Dr.Usanee in ihrer letzten Email zu diesem Zeitpunkt für zu aggressiv, da die Risiken den Nutzen übersteigen. Sie schlägt eine Ultraschalluntersuchung der Lymphknoten am Hals vor -, sowie evtl. CT und natürlich laufende Überwachung. Die therapeutischen Maßnahmen sind nach der operativen Entfernung die Kryo, also das Zerstören evtl. noch vorhandener Krebszellen an der operierten Stelle, eine Bestrahlung und/oder die Chemotherapie, also zunächst die lokale Gabe des Zytostatikums Mitomycin C, dann sonstige Chemotherapie oder Gewebeentfernungen je nach Fund von Metastasen.

Die Resultate von Röntgen und Ultraschall ergaben, dass der Zustand von Lunge und aller inneren Organe des Oberbauches völlig normal sei. Ausgenommen eine „fatty“ Veränderung der Leber, jedoch ohne weitere Auffälligkeit. Dies könne mit Diät und Bewegung wieder in Ordnung gebracht werden, meinte der untersuchende Arzt.

Wie erwähnt hätte eigentlich das Ergebnis der immunhistochemischen Einfärbung gestern vorliegen sollen. Aber da ist etwas schief gelaufen. D. wurde auf ihrem Zweithandy angerufen (sie hatte die Nummer vielleicht von Dr.Wasee aus ihrem Büchlein abschreiben lassen), sie sollten sofort in die Klinik kommen und für die IHC bezahlen, weil diese erst durchgeführt werden kann, nachdem das Anforderungsformular eingegangen ist. Die Ärztin hätte schon nach dem Resultat gefragt. Von halb fünf bis sechs Uhr wurde nun dieses Formular in der Station herumgereicht und die beauftragte Schwester war nicht fähig, das Problem zu lösen, das sie selbst verursacht haben könnte. Zunächst versuchte sie vergebens die beiden Ärztinnen zu erreichen. Sie wurde recht pampig und meinte, sie sollten morgen wieder kommen und bezahlen. D. war am Ende ihrer Geduld. H. ging alleine runter zu seinen Untersuchungen. Schließlich gab D. die erforderlichen 2000 Baht einer Schwester ohne Quittung. Es war wohl so, dass ein falscher Code angebracht worden war und H. und D. damit für jemand anders die 72 Baht bezahlten und das Formular ausgehändigt bekommen haben.

H. lächelte sich derweil im 4.Stock durch. Erst musste er bezahlen und wurde dann gleich zu den Behandlungsräumen gebeten. Nur wenige Patienten warteten mit ihm. Ein Helfer reichte ihm ein Krankenhemdchen und zeigte ihn eine Umkleidekabine. Das Zubinden der vielen Schleifen dauerte länger als das Röntgen danach. Eine junge Schwester positionierte ihn an die Wand, einmal tief einatmen, fertig. Während er kurz auf die Ultraschall wartete, bei schöner Aussicht auf die Kreuzung Silom/RamaIV, gesellte sich D. zu ihm, höchst verärgert über das Verhalten der Schwester. Als dann noch später beim Verlassen der Klinik ein Mann, der auf einer Steinbank lag und an dem sie vorbeiging, eine unflätige Bemerkung machte, war ihr Urteil über die Bevölkerung wieder bestätigt. „Nur fünf von hundert sind gut.“ sagte sie.

Die eigenartige Schwester, die sie am Sonntag beim Terminmachen kennengelernt hatten, führte H. in eine der Untersuchungskabinen. Er musste sich auf der Liege ausstrecken und sie wickelte ein großes, weißes Handtuch in seinen Hosenbund und deckte ihn mit einem ebensolchen zu, nachdem sie sein Hemd hoch geschoben hatte. „Do you speak Thai? I speak little English.“ Die Wartezeit war lang. Einschlafen war beim Summen der Klimaanlage nicht möglich. Als der junge Arzt kam, fragte H. ihn sogleich, ob er ihm die Befunde gleich mitteilen würde. Er stimmte zu und fragte nach Einsicht in die Unterlagen, seit wann H. von seinem Melanom wusste. Bis auf die fettige Leber waren alle Organe normal abgebildet. Er bekam die in Englisch verfassten Ergebnisse, auch das vom Röntgen, samt allen Aufnahmen nach einer kurzen Wartezeit in einem großen Kuvert mit. Statt im Fuji aßen die beiden dann in einem kleinen Chinarestaurant. H. schmeckte seine Nudelsuppe und natürlich hatte er nach der langen Abstinenz großen Durst.

Die zwei sind sich darüber einig, dass nach der Kryo am Samstag die Krankheit kein Thema sein wird und sie keine weiteren Diagnose- und Therapieverfahren mehr zulassen werden. Die Kryo soll das Risiko des Wiederauftretens vermindern und kann evtl. die noch vorhandene Narbe beseitigen. Dr. Wasee ist von der Arbeit ihrer Kollegin auch deshalb so begeistert, weil diese so geschnitten hatte, dass laut pathologischem Befund die Ränder frei von Tumorzellen sind. Die Ärztinnen sind überaus besorgt und dabei sehr liebenswürdig. In der letzten, von beiden unterzeichneten Mail am Morgen ließ Dr.Usanee wieder das Mister weg, entschuldigte sich tief für die Ungemach mit der Rechnung und wünschte gute Informationen.

Die ganze Geschichte, das immer wieder kehrende Thema, die Stunden in der Klinik machen auch D. krank. Für H. ist dies wie der Stockhieb des Meisters, der ihn aufweckte. Sein Leben ist verändert. In den letzten Monaten saß er stundenlang am PC, war faul und ließ sich gehen. Das Sofa hat an seinem Platz eine Delle. Nun hat nicht nur sein Geldbeutel, sondern auch sein Bauchumfang und sein Ego abgenommen. Das Niederschreiben der Geschehnisse und Empfindungen lässt ihn alles verarbeiten und als Erinnerung ablegen. Da dies aber mehr den Charakter von Tagebucheintragungen angenommen hat und wohl nur sehr wenige Menschen Zeit zum Lesen und Verständnis aufbringen, wird dies vielleicht der letzte Eintrag sein.

Dienstag, 7. Juni 2011

Befinden

H. fühlt sich noch nicht krank. Im Gegenteil. So leicht, beschwingt und konzentriert war er seit geraumer Zeit nicht mehr. Allerdings hat er keinen Hunger und keinen Appetit. Das Mittagessen gestern, Kartoffelsalat, Hackfleischklöse und Sprossensalat, konnte er nicht zu Ende bringen und als Abendessen nahm er nur Trauben und zwei Stückchen Emmentaler. Er trinkt aber zwei, drei Gläschen Reiswein mehr. Heute wird er mindestens fünf Stunden auf Essen und Trinken verzichten müssen wegen der Oberbauchultraschall. Es kann sein, dass dabei oder auch beim Röntgen des Brustkorbes Metastasen festgestellt werden oder eben nicht.

Sein Schlafen ist ganz entspannt. In tiefen Phasen träumt er, kann sich aber nicht an den Traum erinnern. Dazwischen kreisen englische Wörter und medizinische Fachbegriffe im Kopf herum, wie Reflexe eines sich zuvor schnell drehenden Karussells. Aber er geht ihnen nicht nach. In der Meditation begreift er, was „absichtslos“ bedeutet, und fühlt seinen Körper und seine Organe plastisch.

Die Tätigkeit am PC wurde reduziert. H. hilft seiner Gattin ein wenig bei der Arbeit, indem er z.B. die Leiter hält, während sie putzt. Er unternahm gestern und heute morgen einen Spaziergang durch die Siedlung, wo es schöne Parkflächen mit Teichen und Plätzen zum Verweilen gibt. Er sieht, wie schön der Ort ist, an dem wohnt. Die äußere Welt mit ihren Nachrichten, Kriegen und Seuchen ist fern. Er träufelt dreimal täglich die Tropfen und dazwischen gelegentlich die künstlichen Tränen, aber sonst kümmert er sich um sein Auge wenig.

Die beiden führten gestern ein offenes Gespräch. H. sagte, dass auch wenn sie bisher dachten, guten Leuten passiert so etwas nicht, er nun davon überzeugt sei, eine seltene, aber tödlich verlaufende Krebsform zu haben. Er erläuterte, was ihn zu dieser Einsicht brachte. Nun gehe es darum, gemeinsam mit der Situation umzugehen und die weitere Zukunft zu planen. D. gestand, wie die Diagnose, die Aufenthalte in der Klinik und die Gespräche darüber sie selbst krank machten. H. versprach, dass nach diesem Wochenende die Krankheit kein großes Thema mehr sein werde. Weiteren Operationen werde er nicht zustimmen. Er habe seinen Frieden gefunden und freue sich nach vier Jahren in Thailand auf weitere schöne Monate. Nach seiner Einäscherung werde sie aber wieder nach Deutschland zurückkehren, meinte D.. Sie konnten von da an wieder gemeinsam lachen und das Geschehen im TV verfolgen.

Es gibt noch eine Therapie, die H. ab kommender Woche beginnen wird und die von keinem Arzt sondern nur in Eigenverantwortung durchgeführt werden kann. Die Mixtur für die MMS-Tropfen liegt schon lange im Schrank.

Montag, 6. Juni 2011

Behandlungsplan

Sie erreichten die Klinik im 11.Stock vor halb acht und sollten sie erst vier ein halb Stunden später wieder verlassen. Zur Anmeldung hatte H. einen handgeschriebenen Zettel auf den Nagel gesteckt, da er ja kein Terminformular hatte. Als bei der maschinellen Augeninnendruckmessung mittels dreier Luftstöße die Assistenten ein komisches Gesicht machten und einen Extrastoß gaben, wusste er, dass der Wert, der normalerweise zwischen 10 und 21 mmHg liegen sollte, überhöht war. Ein Blick auf die eingehefteten Zettel ließen Werte zwischen 26 und 30 erkennen.

Dr.Usanee fragte, wie es ihm gehe. Mit seiner Antwort, er sei ein bisschen nervös, gab sie sich nicht zufrieden. Sie kannte ihn und seine Krankheit mehr als sie in Worten zum Ausdruck brachte, aber ihre Reaktionen waren deutlich. Sie wiederholte ihre Frage. Er erwiderte, er sei ein wenig nervös, aber er sei glücklich mit der Ergebnis des Eingriffs und das Auge werde sichtlich jeden Tag besser, bis auf eine kleine Erhebung im Winkel. Allerdings sei der Innendruck sehr hoch. Ob dies nicht eine Nebenwirkung der Augentropfen sein könne, ebenso wie der hohe Blutdruck und die Schmerzen in Nacken, Schultern und Armen. Die Ärztin war nicht dieser Auffassung und begann gleich um ihn zu beruhigen mit der Messung durch ihren Tonometer, gefälligkeitshalber auch am rechten Auge. Nachdem die Assistentin betäubende Tropfen verabreicht hatte, ging die Messung ohne die leisesten Beschwerden von statten und ergaben rechts 19 und links 20. Sie werde ihm aber andere Tropfen verschreiben, die er dreimal täglich nehmen sollte. Die künstlichen Tränen dürfe er anwenden, wann immer er das Bedürfnis habe und er meine, es würde dem Auge gut tun. An einen Rhythmus sei er da nicht gebunden.

Sie berührte seinen Arm und sagte ihm, dass sie verstehe, wie schockierend die Diagnose gewesen sei und nun in sein Leben eingreife. Jetzt gehe es darum, die weitere Behandlung zu besprechen. Wie von ihm und dem pathologischen Bericht bereits verlangt, werde sie eine immunhistochemische Untersuchung in Auftrag geben. Diese werde 1-2 Tage dauern und 1500 Baht kosten. In der Email waren 2000 genannt. Er fragte sie nach den verwendeten Proteinen. Sie schrieb sie ihm auf. Vom Ergebnis werde sie ihn per Email unterrichten. Beiläufig fragte sie D, wie lange H. schon im Lande sei und auf welcher Basis. Sie wollte sich wohl ein Bild von seinen Verhätnissen machen. Immer wieder ließ sie sich von seinen Zwischenfragen und Bemerkungen unterbrechen. Er fragte sie auch, warum sie gleich nach der OP von einer 50/50 Chance sprechen konnte. Das habe sie erst nach dem Herausschneiden feststellen können, meinte sie flüchtig. Von den Tests erwarte sie drei Dinge: Aufschluss über den Typus der Zellen – der bösartigen Zellen, verbesserte sie sich -, deren Aggressivität und die weitere Therapieplanung. H. sagte, er glaube weiter nicht an ein bösartiges Melanom. Der Pickel könne viele andere Ursachen gehabt haben und außerdem bedeute Melanom, dass farbige Pigmentzellen beteiligt sein müssen. Sie erwiderte kurz, dass wenn eine Verletzung Ursache gewesen sei, man eine Narbe im Auge hätte sehen müssen, eine Virusinfektion schließe sie aus und es gäbe auch amelanotische Melanome. Warum sie so sicher sein könne, dass es sich um ein malignes Melanom handle? Weil zwei Ärtinnen und zwei Pathologinnen zu dieser Auffassung gelangt sind. Wegen seinen Befürchtungen hinsichtlich der Kryo wurde er auf das gleich stattfindende Gespräch mit Dr.Wasee verwiesen, zu dem sie auch hinzukommen werde. Sie zuckte kurz, als H. sein Einverständnis zur Kryo erklärte: „wenn es denn notwendig sei.“ Sie machte Aufnahmen vom Auge und zeigte sie auf dem Monitor. H. kam sein vergrößertes Augenbild nicht so schön vor wie er es sonst im Spiegel sah. Er bat um die Fotos und die Ärztin streckte die Hand nach der CD aus. Er sollte sie später erhalten.

Die Ärztin und ihr Patient wussten beide um die weiteren Schritte. Eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs und eine Ultraschalluntersuchung des Oberbauches sollten Anzeichen von Krebsbefall in Lunge und Leber feststellen. H. verweigerte sich. Dies würde ihn nur noch mehr herunter ziehen. Er könnte vielleicht mit der Krankheit leben, aber er wollte nicht dauernd mit ihr konfrontiert sein und laufend weiteren Untersuchungen und Therapien ausgesetzt sein.

Während er draußen darauf wartete, zu Dr.Wasee vorgelassen zu werden, fragte er D. nach ihrer Meinung. Sie empfahl ihm, mit allem, was die Ärztinnen vorschlugen, einverstanden zu sein. Sie war von deren Aufrichtigkeit und Sachkenntnis überzeugt. Sie hatte für beide zwei Flaschen deutschen Weines mitgebracht und sie ihnen überreicht, als deren Assistentinnen kurz aus dem Raum waren. D. war überhaupt an diesem Vormittag recht geduldig.

Also erklärte H. Dr. Wasee gleich, dass er mit allen Therapiemassnahmen einverstanden sei. Dr.Usanee ließ ihre Patientin allein und kam durch die Hintertür. Gemeinsam wurde als Termin für die Kryo – Kryo-Therapie, nicht Kryo-Chirurgie, betonte Dr.Wasee – der Samstag ausgesucht. Er solle sich um acht oder zehn vor acht vor dem bekannten OP-Raum einfinden und um halb neun würde sie anfangen, durch wiederholtes Einfrieren und Auftauen die womöglich noch vorhandenen Tumorzellen zu zerstören. Dies würde fünfzehn Minuten in Anspruch nehmen und Dr.Usanee würde auch anwesend sein. Nach 2-3 Stunden könne er den Verband vom Auge wieder entfernen. Das Auge werde ein paar Tage gerötet sein. H.s Bitte, ihn doch auf einem genügend breiten OP-Tisch liegen zu lassen, wurde mit Lachen und einem Versprechen quittiert, soweit dies möglich sei.

Die anderen beiden Untersuchungen könnten ebenfalls an diesem Samstag stattfinden. Eine Schwester kam hinzu und wollte am Telefon abklären, ob der Termin möglich sei. H. und D. wurden gebeten zu warten, bis Dr.Usanee ihnen die Überweisungen ausstellen würde. Sie erfuhren, dass das Röntgen heute noch im 4.Stock stattfinden werde und dort sollten sie sich den Termin für die Ultraschall geben lassen. Sie erhielten die Unterlagen für die Kryo.

Zunächst mussten sie auf den Aufruf an der Kasse warten. Sie staunten, als sie neben den üblichen 120 Baht und den 70 Baht für die neuen Augentropfen nur 300 Baht für das Konsultieren der beiden Ärztinnen bezahlen mussten und fragten nach der Vorausrechnung für die IHC. Der Kassenwart eilte selbst davon und nach kurzer Wartezeit erhielten sie die Rechnung mit beigefügter Kopie der Anforderung, auf der auch die drei zu verwendenden Standartproteine genannt waren: 60 Baht plus 12 Baht Service Charge.

Sie fuhren in den 4.Stock, bereit für das Röntgen. Allerdings meinte die eigenartige Schwester, die Termine sollten zusammengelegt werden und schlug den Dienstag Abend vor. Zuerst mussten die zwei nochmals nach oben und sich auf dem Antragsformular für den Ultraschall Diagnose und anfordernden Arzt nachtragen lassen. Das ging rasch. Eine Schwester kam ihnen nachgelaufen und richtete aus, dass wegen Problemen am PC die Bilder per Email geschickt werden würden. So muss H. also am Dienstag um 18 Uhr auf dem 4.Stock erscheinen, wobei er ab 12 Uhr nichts mehr essen und trinken darf. Die Kosten stehen auch gleich auf dem Terminzettel: 330 Baht für X-ray und 1200 Baht für Ultrasound.

Endlich konnten sie das Krankenhaus verlassen und wieder ins Fuji zum essen gehen. H. hatte das starke Gefühl von Entgegenkommen. Nicht nur durch die Ärztinnen in menschlicher und finanzieller Form. Das Leben kam ihm entgegen und er kam dem Leben entgegen in allen seinen Formen.

Sie fuhren mit der BTS zum Paragon, wo eine Orchideenschau stattfand. Als D. jedoch bemerkte, dass nur prämierte Blumen ausgestellt waren und keine zum Kauf angeboten wurden, verlor sie sofort das Interesse. Nach einem kurzen Bummel durch die Lebensmittelabteilung, wo D. Preise verglich und Salat, sauren Fruchtgummi und Innereien kaufte, - sie wollte vielleicht mal wieder Saure Kutteln kochen -, fuhren sie nach hause.

H. begann gleich am PC seine Nachforschungen zu den Augentropfen, zu den immunhistochemischen Tests und wieder zu malignen Melanomen. Er las viel über verschiedene Krebsarten, Diagnosemöglichkeiten, Krankheitsverläufen und Therapieformen. Er stöberte in Krebs-Foren. Bis er sich sagte: jetzt ist es genug. Aber auch die Seiten, die er sonst gewöhnlich mehrmals täglich besuchte, Nachrichtenseiten und Foren und Blogs, hatten plötzlich ihre Anziehungskraft verloren. All das hatte keine Bedeutung mehr. Die Seiten und nun viele andere Dinge waren mit keinem Verlangen, mit keiner Befriedigung, mit keinem Ich mehr verbunden. Die 1.Person hatte die Bedeutung verloren, war nicht mehr da. H. erinnerte sich an eine Frau, eine Prophetin, die es ebenfalls vermied, die 1.Personenform zu benutzen. Dies war keine Resignation, kein Ausblenden der schmerzhaften Wirklichkeit, kein Psychotrick, sondern das Ablegen einer Last, eine Befreiung. Vielleicht tun ihm auch deshalb die Schultern nicht mehr weh.

Er schlief gut in dieser Nacht. Bis auf eine kurze Zeit, in der er einen Brief an die Ärztinnen aufsetzte und um Offenlegung ihrer Kenntnisse und ihrer Ansichten über den weiteren Verlauf bat. Um sein Auge, dessen Genesungsfortschritt er bisher häufig im Spiegel verfolgte, kümmert er sich nicht mehr. Er darf ja wieder duschen und muss es nachts nicht mehr abdecken. Er wird die anstehenden Untersuchungen und die Behandlung in dieser Woche ohne Klagen und Zweifel durchstehen. Nach Ablauf diesr Woche wird Krebs kein großes Thema mehr sein. H. hat sich vorgenommen, manches in seinem Leben anders zu gestalten. Weniger Zeit am PC, mehr Spaziergänge oder Schwimmen im Pool. Sein gesunkener Hunger und Appetit wird der Gewichtsreduzierung und somit auch dem Blutdruck dienlich sein. Notwendig ist ein offenes Gespräch mit D. und eine gemeinsame Lebensplanung. Wenn dies zu seiner Schulung und Vervollkommnung gehört, ist es gut. Gottes Wille geschehe!