Montag, 8. August 2011

Nachtrag Zahnarzt

Gestern hatte ich mal wieder unter Verständigungsproblemen zu leiden. Leiden ist im wörtlichen Sinn gemeint, wenngleich es nicht schlimm war. Der Zahnarzt hatte mich ja für Sonntag um 11 Uhr in den vollen Terminkalender eingeschoben. Zu einer kurzen Nachschau wegen der Zahnfleischentzündung, wie ich dachte. Zuvor war ich noch schwimmen, diesmal mit Musikuntermalung, da die Anlage aufgebaut war für die Aktivität am Nachmittag, eine Art Kinderbasteln zum Muttertag. Dieser ist am 12.August, dem Geburtstag der Königin. Vor dem Eingang zum Muban ist ein großes Bild von ihr aufgestellt und am Abend dieses Tages werden die Bewohner der Siedlung am See genau wie an vielen öffentlichen Plätzen wieder die Hymnen singen und mit Kerzen in den Händen die Mutter des Landes hochleben lassen.

Dass wir eineinhalb Stunden warten mussten, wunderte mich, zumal ja der junge Arzt bereits im Wartezimmer mir kurz in den Mund geschaut hatte. Andere Erstpatienten wurden auf den Nachmittag vertröstet. Der mürrische Zerberus am Empfang, wohl die Altärztin und Chefin, meinte derweil, ich käme gleich dran. Als ich dann schließlich vor meiner Ärztin auf dem Stuhl lag, wurde kurz meine Gattin dazu gerufen, um mir auszurichten, dass nochmals Zahnstein entfernt werden müsse. Keine Spritze, nur "etwas Einschmieren", übersetzte sie mir. Ein weiterer Dolmetscherfehler. Denn schon wurde die Spritze angesetzt und mindestens viermal eingestochen. Gespürt habe davon allerdings nichts und sehen konnte ich wegen des Tuches auf meinem Gesicht nur das, was sich vor der Nasenspitze abspielte. Da wurde dann weiter kräftig geschabt und gekratzt, Tupfer eingespannt und leicht blutig wieder entfernt, Beläge an die Assistentin weitergereicht und schließlich zwei große Spritzen Spülflüssigkeit reingedrückt. Ich fühlte mich überrumpelt und hilflos. Die Behandlung war einfach beim letzten Termin nicht fertig durchgeführt worden, da meine liebe Gattin ja angegeben hatte, wir wären unter Zeitdruck, damit bei ihr die Zähne nicht gezogen werden konnten. Dass die Ärztin die Reinigung später fortsetzten wollte, hatte mir meine Frau nicht gesagt, und "später" beim Zahnarzt bedeutet bei ihr den Sankt Nimmerleinstag.

Als ich dann etwas betäubt aufgestanden war und an der Rezeption erschien und Dr.Pupa, nun wieder ohne Plastik-Gesichtsschild und nur mit Haarnetz, mein ernstes Gesicht sah, fragte sie besorgt, ob sie mir Schmerzen bereitet hätte. Das sicher nicht. Aber mir war nicht nach Lächeln zumute, zumal ein Teil der dafür zuständigen Muskeln gelähmt war. Der Zerberus und sie gaben mir wieder einen Beutel mit 15 losen Amoxy 500 und betonten, wie wichtig es sei, dass ich sie alle nähme. Am besten zweimal täglich zwei Kapseln, dann wirkten sie schneller. Ich hatte ja noch welche vom letzten Mal, aber meine Gattin flüsterte mir zu, ich solle sie nehmen, sie könnte sie ja auch gebrauchen. Und das Zähne putzen nach jedem Essen würde die Zahnsteinbildung verhindern, sagten sie. Auf dem Rechnungsvordruck war "root planing" angekreuzt, also Wurzelpolieren, und zu zahlen hatte ich den Einheitspreis von 400 Baht. Beim Verabschieden hob die Ärztin die Hände zuerst zum Wai und ich erwiderte die ungewöhnliche Geste gern und mit einem versuchten Lächeln. Ich liebe das weibliche Gesundheitspersonal dieses Landes.

Wie geplant fuhren wir anschließend mit dem Taxi zum Busbahnhof am Flugplatz und von dort mit dem Bus zum Einkaufszentrum Future Park. Unterhaltung kam für mich nicht in Betracht, einmal wegen der Betäubung der Mundpartie, die sich bisweilen über die Nase zur Stirn und hinab zum Herzen bemerkbar machte, und zudem weil ich ein wenig angesäuert war. Ist nicht Übersäuerung des Körpers ein Nährboden für Tumore? Jedenfalls war nach der 80 minütigen, schweigenden Fahrt die Welt und mein Mundwerk wieder in Ordnung. Wir speisten im Fuji, kauften etwas ein und fuhren dann zum großen IT-Kaufhaus ZEER, wo ich letzte Woche ein neues Notebook gekauft hatte, das ich nun aufrüsten ließ. Beim alten war die Grafikkarte nicht mehr zu ersetzen, aber meine Daten bis auf die Lesezeichen des Firefox konnten gerettet werden.

So erwies sich mal wieder wie so oft in meinem Leben, dass was zuerst als negativ, bedrohlich und unannehmbar erschien, sich zuletzt doch als positiv und notwendig herausstellte. Heute habe ich keine Beschwerden mehr im Mund. Aber 2,3 Vorsätze habe ich gefasst: öfters die Zähne zu putzen und früher zum Zahnarzt zu gehen und mir endlich mal die thailändische Schrift beizubringen, um leichter die Sprache zu erlernen.

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