Mittwoch, 27. Januar 2010

Ausflug nach Ang Thong

Gestern machten wir wieder einen Tagesausflug um Bangkok herum, also 600 km lang östlich und nördlich der Hauptstadt. Zunächst nach Chachoengsao und dann über Phanom Sarakham nach Wang Nam Khiao in den Hügeln um den Khao Yai National Park. Dort reiht sich eine Ferienanlage an die andere und jede versucht die nächste an Originalität zu übertreffen. In der einen Anlage kann man in großen runden Früchten übernachten und in einer anderen in Indianerzelten. Manche Ressorts tragen italienische Namen wie Toskana Valley. Durch diese hügelige Landschaft hindurch ging es nach Saraburi und Ayutthaya mit dem Ziel Ang Thong. Es war eine sehr entspannte Fahrt. Es herrschte wenig Verkehr, vom CD-Player kamen Oldies und wir hielten an, wo wir Lust hatten, für eine Nudelsuppe oder einen Kaffee.
An 300 Klöstern sind wir vorbeigefahren und haben nur eines besucht, das Wat Phikun Thong bei Ang Thong. Eine riesige sitzende Buddhafigur gibt es dort und damit niemand zu kurz kommt auch einen chinesischen Buddha und einen Ganesha. Es fand ein kleiner Markt statt mit Dingen, die die Mönche brauchen können, aber auch mit Haushaltswaren, Büchern und Krimskrams bis hin zur Stereoanlage. Es ist eine Schule für Mönche angeschlossen und die jüngeren interessierten sich für Halsketten und Fußballposter, die älteren guckten ausländische Actionfilme. Mönche sind auch nur Menschen.








Ich nützte die Zeit auf dem Rücksitz um mich in Amnesie fallen zu lassen. Nein, nicht um zu schlafen, obwohl ich das auch gemacht habe nach dem guten Mittagsmahl in der Molkerei-Gaststätte (ich aß wieder Rindsgulasch in Apfelweinsoße und trank dazu ein Weihenstephaner Hefe Weizen). Ich übte mich darin, meine Historie zu vergessen, gewohnte Denk- und Reaktionsmuster sein zu lassen, das Geschehen mit einem kindlichen, unbefangenem Auge zu betrachten. Körperliche Bewegungen liefen spontan und instinktmäßig ab und zeitweise spielte es keine Rolle, einen Körper zu haben.
Auf der Rückfahrt hielten wir an einem Seafood-Markt. Pok und ich hatten Mitleid mit den Garnelen, die in den zahlreichen Restaurants gleich gegrillt werden. Aber Dengs pragmatische Antwort lautete: Die sterben sowieso. Also.
Jeder Tag bringt sein Arbeitspensum und am Morgen bekomme ich die klarsten Impulse. Die Frage heute lautet: Was ist Wirklichkeit? Die Antwort darauf muss nicht der Verstand geben, sondern mein ganzes Sein.

Sonntag, 24. Januar 2010

Das Böse

Jeder, der versucht Gott und die Welt zu ergründen, kommt irgendwann einmal zu den Fragen: Woher kommt das Böse? Was ist das Böse? Wie kann Gott das zulassen?
Es liegt mir fern, darauf eine umfassende Antwort zu geben. Ich kann nur ein paar Denkanstöße liefern. Zunächst könnten wir mit der Gewohnheit aufhören, das sogenannte Böse als etwas Schlechtes anzusehen, als etwas, das bekämpft werden muss. Von einer höheren Erkenntniswarte aus kann es sich nämlich als etwas Notwendiges erweisen, als Spiel im Bemühen Gottes, sich selbst zu erkennen. Stellen wir uns einmal das Paradies vor. Es würde mit der Zeit recht langweilig werden. Denn ohne das Böse zu kennen, könnten wir uns nicht selbst erkennen als nach seinem Ebenbild von Gott geschaffene Kinder. Vielleicht haben sich da einige Lichtträger geopfert, um uns Unter- und Entscheidungsmöglichkeit zu liefern. Der rachsüchtige und eifersüchtige Gott des Alten Bundes hat übrigens mit dem Vater, von dem Jesus lehrte, nichts gemein, trotz dem Bemühen der Machtkirche diesen durch Bibelauswahl und -fälschung dazu aufzubauen.

Viele werden sagen: aber es gibt doch das Böse, es gibt schlechte Menschen, es gibt Diktatoren und Terroristen, es gibt Kriege und Ungerechtigkeit. Hier begehen wir den Fehler, die Entschuldigung im Äußeren zu suchen, bei anderen Menschen - die Entschuldigung dafür, dass wir uns nicht entschieden haben. Die Entscheidung, die einmal jeder treffen muss, nämlich zwischen dem Leben für Andere oder gegen Andere, zwischen Selbstlosigkeit und Rücksichtslosigkeit. Unser Lebensstandart, auf den wir nicht verzichten wollen, unser Konsum und unsere eingefleischte Meinung ist immer mit dem Leid und der Ausbeutung von anderen Menschen verbunden. Dazu gibt es einen schönen und eindringlichen Film: „Die Freiheit der Wahl“:



Noch ein Aspekt: Leid entsteht, wenn wir den Augenblick nicht annehmen. Der Körper mag im Moment Unwohlsein und sogar Schmerz empfinden. Wir machen die Krankheit und das Leiden daraus, indem wir sagen: das ist schon seit einiger Zeit so und wird auch weiter so sein. Wir machen eine unheilbare Krankheit daraus, weil wir auf andere Meinungen hören und die heilende Kräfte nicht selbst entwickeln. Wir leiden, weil wir schönen Momenten in der Vergangenheit nachtrauern und uns solche in der Zukunft erhoffen oder schlimme Erfahrungen befürchten. Das erkannte vor 2500 Jahren schon Buddha. Den Grund für das Leiden sah er im Anhaften am Ego durch Gier, Hass und Verblendung. Die Befreiung davon kann in diesem Leben erreicht werden.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Denken und nicht denken

Längst geht es mir wieder gut. Statt mich mit dem Inneren meiner Gedärme zu beschäftigen, kann ich über mein Innenleben schreiben.
Es fällt mir nicht schwer, anzunehmen was kommt und es als etwas Positives zu sehen. Aber ich fragte mich, was der Sinn der Lektion sei, dass ich während dieser Tage des Unwohlseins keine tiefer gehenden Gedanken fassen konnte. Alles im Kopf war oberflächlich und kurz.
Vielleicht ging es darum einzusehen, dass beim Erfassen von höheren Wahrheiten letztlich nicht der Intellekt gefordert ist. Die Seele hat andere Sinne dafür. Dann fiel mir ein, dass ich mich einige Zeit lang in Thailand darum bemüht hatte, das Gedankenkarussell zu stoppen. Ich hatte geglaubt, um die Dinge so zu sehen wie sie sind, müsse ich mit dem Denken aufhören, das ständig alles bewertet und das Ego immer neu aufbaut und am Leben erhält. Ich hatte verschiedene Übungen angewandt und recht gute Erfolge erzielt.
Nun fiel es mir leicht, alles als einen Gedanken zu sehen. Alles was wir wahrnehmen, ist nichts weiter als ein Gedanke. Wir selbst sind nur ein Gedanke. Nicht: ich denke, also bin ich, sondern da ist nur der Gedanke, dass ich bin und denke. Und ich konnte die Gedanken leicht und schnell fahren lassen. Sie ziehen als Wölkchen am Horizont vorbei. Die Antwort auf die Frage, wie denn der Übergang vom menschlichen zu höheren Bewusstsein abläuft, also was mit Siddharta im Augenblick seiner Erleuchtung geschah, ist um ein kleines Stück näher gekommen.
Ich lebe aber nicht dauernd auf Wolken schwebend. Ich bin recht faul und surfe lieber im Internet, als meine inneren Erlebnisse meditierend oder schreibend zu verarbeiten. Aber gerade dabei wird mir klar, dass die Welt und jeder Einzelne in dieser besonderen Zeit vor eine Wahl gestellt ist. Die Wahl zwischen Konsum und Angst, Unterdrückung und Ausbeutung unserer Mitmenschen oder der Selbstlosigkeit und der Verantwortung für die Menschen und die Umwelt.

Dienstag, 12. Januar 2010

Glück

Seit drei Tagen nehme ich eine unfreiwillige Auszeit. Ich liege viel, esse kaum etwas, weil mich alles nach kurzer Zeit dünnflüssig wieder verlässt, Schmerzen im Bauch und Kopf und überall. Naja, das geht auch vorbei. Ich nehm´s als Prozess der Reinigung. Allerdings fällt mir das Denken auch schwer. Deshalb hier ein Gedicht von Herrmann Hesse, das ich vor kurzem fand:

Solang du nach dem Glücke jagst,

Bist du nicht reif zum Glücklichsein,

Und wäre alles Liebste dein.


Solang du um Verlornes klagst,

Und Ziele hast und rastlos bist,

Weißt du noch nicht was Friede ist.


Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,

Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,

Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,


Dann reicht dir des Geschehens Flut

Nicht mehr ans Herz,

Und deine Seele ruht.


Herrmann Hesse

Freitag, 8. Januar 2010

Gedanken zur Erleuchtung

Wie erlange ich Erleuchtung?
Antwort: Gar nicht! Nicht, wenn ich glaube, mittels irgendwelcher Praktiken und in der Nachfolge einer Lehre oder eines Meisters einen Zustand von Seligkeit und Weisheit erreichen zu können, der von meinem jetzigen völlig verschieden ist. Dennoch gab und gibt es Menschen, die versuchen, den Schleier zu heben, der sie von dem trennt, was sie für das Ende allen Leidens und allen Suchens halten, und denen dies auch gelingt. Und das Eigenartige daran ist, dass auch die Seite hinter dem Vorhang daran interessiert ist, dass der Schleier fällt. Ja die ganze Schöpfung scheint auf diesen Punkt hin angelegt.

Wir sind keine Hühner, sondern Adler. Nur, aus einem Huhn wird kein Adler. Aber der Adler kann aufhören zu träumen, dass er ein Huhn ist. Aus etwas Unvollkommenem wird nichts Vollkommenes. Wir können nur erkennen und wieder das werden, was wir in Wirklichkeit und Ewigkeit sind. Doch wie können wir das erreichen? Buddha nannte es den mittleren Weg, ohne Extreme, wie beim richtigen Spannen einer Saite eines Instrumentes. Jesus sprach vom Königreich Gottes. Und er sprach davon in Gleichnissen. Es ist weder ein gesellschaftliches System auf Erden noch ein hierarchisches Gefüge im Himmel. Es ist eine Art Bewusstseinszustand. Einmal eingetreten beginnt der Weg zu dem, was Jesus als Vater erfahren und bezeugt hat.

Beide, Buddha und Jesus, und viele andere Verkünder von Wahrheit und Heil – wobei ich nicht alle gleichstellen will – standen im Widerstreit mit der herrschenden religiösen Führerschicht und lehnten feste Riten ab. Als Zugeständnis für die schwachen Menschen ihrer Zeit ließ Buddha es jedoch zu, dass in seiner Abwesenheit Blumen an einem Baum abgelegt wurden, und Jesus empfahl ein Mahl als Erinnerung. Der Weg zur Erleuchtung aber beginnt mit Loslassen, mit dem Aufgeben von Vorstellungen und Bindungen. Es ist der Weg zurück zu einem ursprünglichen Zustand und beinhaltet deswegen Ur-Vertrauen. Meiner Erfahrung nach heißt sowohl das Ziel als auch der Weg absolute Reinheit und vollkommene Liebe.

Allein über die letzten beiden Begriffe könnte ich eine Abhandlung schreiben. Aber ich wollte nur kurz darlegen, zu welchen Erkenntnissen ich gelangt bin und welchen Weg ich gehe, auch inmitten aller menschlichen Aktivitäten. In den vergangenen Tagen waren wir häufig unterwegs und dann bin ich zu bequem, um noch für den Blog zu schreiben.
Wer sich für das Thema „Zeit“ interessiert und Zeit hat zu lesen, ich habe eine nette Seite gefunden: Was ist Zeit?