Sonntag, 27. November 2011

Götterbilder und Gottesbild

Letzten Dienstag besuchten wir wie schon in der Woche zuvor das Wat Saman Rattamaran, eine Tempelanlage in der Nachbarprovinz Chachoengsao. Das zweite Mal vielleicht mehr wegen der gegrillten Garnelen, die es auf dem schwimmenden Restaurant gibt. Thais können zwei Stunden lang zu ihrem Lieblingsessen fahren, aber vermeiden es, ein paar Schritte mehr vom Parkplatz zum Eingang zu gehen. Das Besondere an diesem einhundert Jahre alten Wat sind die nebeneinander stehenden Abbildungen aus der hinduistischen, chinesischen und buddhistischen Götterwelt. Ein riesiger, rosafarbener Ganesha überblickt das Ufer des Flusses Maenam Bang Pakong. Eine meterhohe Statue der Guanyin ist am Entstehen, eingehüllt in ein Bambusgerüst. Vom Krokodil über Ratten und Affen stehen vor vielen Tierabbildungen sowie den Buddha- und Heiligenstatuen die Räuchergefässe und die Spendenboxen. Aus den Lautsprechern ertönen ununterbrochen Gesänge aus den drei Religionen.


Auf meine Frage, was den hier für eine Religion gepflegt würde, bekam ich natürlich nur ein Schulterzucken als Antwort. Die Menschen folgen ihren anerzogenen Ritualen und beten um ihr Wohlergehen. Sie entfachen den Duft der Räucherstäbchen, zünden Kerzen an, flüstern der Ratte ihre Wünsche ins Ohr, schütteln den Behälter mit den Losstäben und nehmen Amulette mit nach hause. Und der Spaß, das Essen, Fotografieren und Einkaufen darf nicht zu kurz kommen. Eine bemerkenswerte Antwort bekam ich von meiner Gattin. Ich solle nicht spotten, sie selbst würde allen Gottesvorstellungen Respekt zeugen. Sie würde auch sofort verstehen, was ich ihr manchmal über Gott näher bringe, fuhr sie fort, und dabei gleich einige Stufen nach oben steigen, während ich noch viel zu lernen hätte. Welch kluge Frau ich habe.

Wer auf diese traditionellen Formen der Religiosität herab blickt, sollte bedenken, dass es in christlichen Ländern auch viele angebetete Heilige gibt und Männer in bunten Gewändern, die glauben, Gott in ein Stückchen Brot zaubern und verspeisen zu können und ihn mit viel Brimborium in einer Oblate durch die Stadt tragen. Was ist bizarrer? Ich möchte nicht die frommen Gefühle derer verletzen, die wahrhaft Gott in ihrer Konfession suchen. Aber es sollte sich auch jeder darüber im Klaren sein, dass er dadurch, dass er ein vorgegebenes Gottesbild übernimmt, keinen echten Seelenfrieden gewinnen kann und er darüber hinaus dazu beiträgt, dass es ebenso keinen Frieden auf Erden gibt. Denn jedes starre, von Anderen übermittelte Gottesbild erzeugt Abgrenzung, welches die Ursache von Hass, Elend und Krieg ist.

Ich halte es für absolut notwendig, dass sich jeder frei und fähig fühlt, unabhängig von den anerzogenen Vorstellungen sich selbst ein Bild von Gott zu machen, d.h. sich um die eigene Gottesschau zu bemühen. Jesus nannte Gott nur unseren Vater und forderte dazu auf, das Reich Gottes zu suchen, wobei Reich eher ein Terminus für seine Zeitgenossen war, die ein irdisches, vom Messias regiertes Reich erwarteten. Im Übrigen sprach er von diesem Reich in Gleichnissen und für die Menschen in allen Zeiten. Buddha empfahl ausdrücklich, sich nicht auf Gesagtes zu verlassen.

Ich werde hier kein Gottesbild vorstellen. Nur zwei Gedanken möchte ich anregen. Der erste:
Auf welcher Ebene möchtest du Gott begegnen? Auf welcher Stufe deiner Entwicklung möchtest du ihn schauen? Wird diese Schau nicht umso schöner, beglückender und umfassender sein, je mehr Umwege du scheinbar gegangen bist, je mehr Leid und Sehnsucht du erfahren hast? Aber du musst beginnen, dich selbst in die Richtung Gottes zu entwickeln, jetzt und stetig.
Der zweite Gedanke: Wenn du der Schöpfergott wärest, wie würde die Schöpfung aussehen? Du kannst nichts erschaffen, was außer dir ist, weder Himmel noch Universum, denn wenn du dieses nicht sein kannst, weil es außer dir ist, bist du nicht vollkommen. Würdest du eine unvollkommene Schöpfung kreieren, die ständig erneuert und verbessert werden müsste, oder eine vollkommene Welt, in der deine Kinder und Abbilder ihre Erfahrungen machen und schließlich die Vollkommenheit erkennen?


Noch ein Impuls: Was ist Erleuchtung? Wenn man keinen vollkommeneren Augenblick mehr erwartet.

Donnerstag, 10. November 2011

Nach 2012

Es fällt mir nicht schwer zu glauben, dass sich ab 2013 auf dieser Welt vieles ändern wird. Zunächst möchte ich auf den Beitrag "Ist heute das Ende des Maya-Kalenders?" des Blogs "Schnittpunkt 2012" verweisen, der sich auch in meiner Linkliste befindet. Ich stimme den Ausführungen zu. Wer Hintergrundinformationen zum Geschehen in dieser Welt sucht, wird sicher im Internet fündig, z.B. bei Schall und Rauch. Das Chaos ist unvermeidlich. Ungewiss ist nur das Ausmaß der Zerstörung. Und unklar ist, wie der Wandel, der Aufstieg aussehen wird.

Ich denke, wir sollten unsere Aufmerksamkeit aber nicht zu sehr auf das äußere Geschehen richten. Vielleicht wird sich zu Anfang weniger die Welt ändern, als die Auffassung von der Welt. Mehr und mehr Menschen werden in ihr Inneres finden und aus ihrem Inneren mit dem Inneren des Nächsten und dem der Umwelt kommunizieren. Es wird sein wie in dem Film "Matrix". Wir werden die Programme entlarven, die uns gefangen halten und uns eine Wirklichkeit nur vorgaukeln. Wir werden die Quellcodes entdecken und neue Programme entwickeln. Nennen wir die Quellcodes Liebe, Freiheit, Reinheit oder die Eigenschaften Gottes. Bei den heutigen Urchristen sind es die sieben absoluten, vollkommenen Eigenschaften Gottes: Ordnung, Wille, Weisheit, Ernst, Geduld, Liebe und Barmherzigkeit. Neue Programme, neue Eigenschaften und Fähigkeiten werden die Welt reinigen und umgestalten. Wir werden die Kapazitäten unseres Gehirns, unseres Geistes und unserer Seele in erhöhtem Masse nutzen können. Vielleicht werden wir uns in einem Raum wiederfinden voller Liebe und Freiheit, von dem aus wir das materiellen Leben gestalten und leben.

Der 28. Oktober war für mich ein besonderer Tag. Am Morgen auf der Veranda empfand ich jeden Atemzug als gesegnet, als heilig. Und das kam tagsüber immer wieder. Am Abend beim Zähneputzen, als sich der Atemrhythmus änderte, ging dieses ruhige, bewusste Atmen auf einer anderen Ebene weiter und wird weitergehen, wenn dieser Körper nicht mehr atmet.