Freitag, 5. August 2011

Beim Zahnarzt

Viele Jahre ertrug meine Gattin ihre Schmerzen, weil sie Angst vor dem Zahnarzt hatte. Zuletzt halfen auch die Tabletten nicht mehr. Vor allem abends, wenn sie kalten Hopfentee zu sich nahm, setzten die Schmerzen ein. Vor zehn Tagen nun hat sie ihre Ansgt überwunden und sich den Backenzahn ziehen lassen. Und sie hat davon nach zwei Spritzen gar nichts gespürt. Ein Stück schlechte Laune wurde dabei anscheinend auch entfernt. Für letzten Montag hatten wir für uns beide einen weiteren Termin vereinbart.

Die Praxis ist ein kleiner, neu eingerichteter Familienbetrieb, wie meine Gattin meint. Sie befindet sich nicht weit von unserer Siedlung entfernt an der Hauptstrasse. Wie üblich muss man die Schuhe vor dem Eingang ausziehen und kann in Plastikschlappen schlüpfen. Hinter dem Warte- und Empfangsraum stehen drei Behandlungsstühle, durch Vorhänge getrennt. Alles ist neu und sauber. Uns behandelte die Frau Doktor, eine junge, zierliche Person mit einem breiten Lächeln. Ihre zarten Hände füllen die Latexhandschuhe nicht aus. „Dr. Pupa“ ist auf ihrem weissen Kittel aufgestickt, wobei die Betonung auf dem langen „a“ liegt.

Wir hatten uns zuvor nach den Preisen erkundig: 400 Baht sowohl für das Ziehen wie für die Zahnsteinentfernung, die ich an diesem Termin vornehmen liess. Dafür musste nicht wie letztes mal bei meiner Frau der Blutdruck gemessen werden. Aber wie erwartet musste ich die Brille ablegen und mir wurde die Sicht genommen durch das übergeworfene, grüne Tuch, das nur das Operationsfeld freiließ. Die Behandlung selbst sowie das Absaugen durch die Assistentin waren in keinster Weise unangenehm. Und weil Arbeit in diesem Land auch Spaß machen muß, blieb ihnen genug Zeit für Lachen und Unterhaltung. Meiner Gattin sollten zwei wacklige Zähne gezogen werden, allerdings drückte sich wieder. Sie habe keine Zeit, war die durchschaubare Ausrede. Zuvor habe ich vergeblich versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie sich die Zähne gar nicht ziehen lassen muß, wenn sie anfängt, MMS-Tropfen zur Zahnpflege zu benützen. Aber sie will vom dem indischen Zeug, wie sie sagt nichts wissen. Indisch nur nach dem Absender des MMS-Sets, das ich mir hatte schicken lassen.

Dabei könnte ich nun selbst die Tropfen im Mund anwenden. Denn heute mußte ich wieder zum Zahnarzt. Wir waren gestern mit Freunden beim Essen. Unter anderem gab es gebratenen Fisch mit fritierten Blättern des Zitronenstrauches und Fasern von Zitronengras. Eine harte Faser ist mir wohl zwischen Zahn und Zahnfleisch geraten, denn kurze Zeit später war die Stelle schmerzhaft. Nachts um drei nahm ich schließlich eine Tablette. Die Praxis ist gut besucht, aber wir erhielten einen Termin kurz vor Mittag, zwei Stunden nach unserem Anruf. In Abwesenheit der Ärztin behandelte mich der junge Arzt. Mit seinem Instrument untersuchte er das Zahnfleisch, konnte aber außér reichlich Eiter keinen Fremdkörper finden. Ich bekam zwei kleine Tüten mit losen, bunten Pillen, Antibiotika und Schmerztabletten, und eine Flasche antiseptischer Mundspülung und zahlte für alles 100 Baht, ca. 2,40 Euro. Am Sonntag soll ich wieder vorbeikommen.

Nach einer Brokkolicremesuppe nahm ich die Tabletten und holte meinen Schlaf nach. Als ich drei Stunden später zum Schwimmen ging, hatte ich meine Beschwerden schon vergessen. Im nächsen Post muss ich endlich auf meine Anwendung der MMS-Tropfen eingehen.

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