Samstag, 27. März 2010

Der Schlüssel

Ich möchte ein sehr schwieriges und weitläufiges Thema aufgreifen. Es betrifft jeden Menschen, ob er sich bewusst damit befasst oder nicht. Es bestimmt über sein Wohl und Wehe. Es ist der Schüssel zu seinem Glück, bietet die Antwort auf alle seine Fragen und Wünsche. Für die einen ist scheinbar alles geklärt, andere suchen ein Leben lang nach einer befriedigenden Antwort. Kriege wurden darüber geführt, Menschen schlagen sich heute noch die Köpfe deswegen ein und unterdrücken ihresgleichen. Es gibt fertige Antworten und doch keine und jeder Einzelne muss selbst die Lösung finden, ohne die es keinen Fortschritt und keine Ruhe in seinem Leben gibt. Obwohl viele täglich den Begriff in den Mund nehmen, bleibt er außerhalb ihres Oberbewusstseins. Andere verwenden das Wort kaum und wieder andere, wie z.B. Eckart Tolle benutzen es ungern, weil es eben mit so vielen unstimmigen Assoziationen verbunden ist. Es ist gefürchtet und ersehnt und eigentlich unbewusst immer im Hintergrund bei allem, was wir tun und denken.

Ich spreche von Gott und dem Bild, das wir von ihm haben. Jeder hat eins. Es kann sich ändern und sich entwickeln. Jedenfalls sollte es das. In der Tat ist die gesamte Evolution eine Sache der Entwicklung der Gotteserkenntnis. Und die nächste Stufe steht nun an. Dem einen mag diese Idee fremd vorkommen und zu einfach, andere werden sagen: ich habe anderes zu tun oder Buddha hat gesagt oder ich tue doch schon alles, was meine Religion verlangt. Je heftiger die Reaktion auf diese Gedanken erfolgt, desto sicherer ist es, dass der wunde Punkt getroffen wurde. Leider ist es nicht üblich, sich über Gott zu unterhalten. Leichter ist es Gespräche über Yoga, Zen, Buddha und Jesus zu führen. Etwas sträubt sich vielleicht in uns dagegen. Es ist altmodisch, es ist doch alles bekannt, es ist Sache der Priester. Die kennen die 99 Namen Gottes und können die Dreifaltigkeit erklären.(Nebenbei möchte ich auf eine Frau hinweisen, die für viele ein Synonym für Nächstenliebe geworden ist und für die Anhänger des Katholizismus eine Heilige: Mutter Theresa litt nach eigenen Angaben unter der Unfähigkeit, Gott zu erkennen und mit ihm kommunizieren zu können.)

Andere Reaktionen können sein: Gott ist Glaubenssache, eines Tages werden wir vor ihm stehen, Gott ist Liebe, aber er ist gerecht, er hat seinen Sohn für uns dahingegeben, usw. Es wurden uns also Begriffe und Phrasen gelehrt, aber nicht die Möglichkeit, Gott selbst zu erfahren. Dabei haben immer Menschen nach dieser Möglichkeit gesucht indem sie neue Wege gegangen sind. Eine natürliche oder eine negative Theologie hat sich bemüht, Gott zu ergründen. Meister Eckart ist ein Beispiel. Und wer immer nach wahrem Glück und Frieden, nach Weisheit und der sogenannten Erleuchtung trachtet, wird um die Gottesfrage nicht herumkommen. Und der täuscht sich, der meint, er habe einen besseren Weg gefunden oder die Worte des indischen oder tibetanischen oder japanischen Meisters für hilfreicher hält. Es mag freilich verschiedene Wege geben zum Ziel, vielleicht so viele wie es Menschen gibt. Zu dem Ziel, nach dem in jedem Menschen das Verlangen brennt. Nennen wir es kurz Einheit oder Vollkommenheit.

Bevor ich selbst auf die Gretchenfrage antwortete, möchte ich jeden Leser bitten, über seine eigene Antwort nachzudenken. Ist es möglich, darin die Schlüsselfrage für das Leben zu sehen?

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