Samstag, 3. April 2010

Von Gott zu Gott

Bevor ich mein Verhältnis zu Gott beschreibe, will ich zuerst noch darlegen, wie sich mein Gottesbild im Laufe meines Lebens verändert hat und wie sich mein Leben in Thailand auf meine spirituelle Suche ausgewirkt hat. Meine erste Begegnung mit Gott fand im Kindergartenalter statt. Naja, ich übertreibe ein wenig, aber der Schauder vor dem zornigen, Blitze schleudernden Gesicht in den Wolken ist mir im Gedächtnis geblieben. Im Traum war ich dabei, mir in unserem Garten etwas anzueignen, was mir nicht gehörte. Dieser Gehorsam und Opfer fordernde Gott begleitete mich durch die Kindheit. Meine Mutter hatte eigentlich ins Kloster gehen wollen, mein Vater schien nur ihretwegen das laute Nachtgebet im Ehebett und die sonstigen Betstunden und sonntäglichen Kirchgänge mitgemacht zu haben. „Das Leben ist ein Schwindel.“ war seine wiederholte Aussage. Es gab zu hause ein dickes Heiligenbuch mit Geschichten für jeden Tag und ich erinnere mich an die Zeichnungen von Kirchenvätern und Märtyrern. In der Schule bekam ich die übliche katholische Religionslehre vermittelt mit dem strengen Abfragen und den Belohnungen in Form von Heiligenbildchen, den Opferkästchen in der Fastenzeit und der Sorge um die Heidenkinder. Zu den Regeln von Elternhaus, Schule und Kirche kamen noch die Regeln des von einem Orden geleiteten Heimgymnasiums hinzu, in das ich allerdings freiwillig eintrat, und erst die 68er begannen den Mief unter den Talaren zu lüften. Frischer Wind durchwehte die Gottesdienste und als ich anfing, nicht mehr zur Beichte zu gehen, fühlte ich mich freier. Ich begann in der Philosophie und in Büchern, in Religionen und in mir nach Gott zu suchen.

Der Gedanke, dass wir in Grunde unserer Seele mit Gott eins sind und dass wir wiederholt auf Erden weilen bis wir zu dieser Einheit finden, war für mich überzeugend. Ich las über die östlichen Religionen, machte die Bekanntschaft von Swami Omkarananda und ging nach Indien. Ich glaubte wirklich, dass Ganesha mich führte und Shiva mir beistand. Doch von ritueller Verehrung in Tempeln und dem Füsseberühren von heiligen Männern und Frauen ging mein Weg eher zum klassischen Advaita. Doch den angefangenen Bericht über meine Erlebnisse und Erfahrungen in Indien und später in einem Zenkloster in Japan werde ich zu anderer Zeit fortführen.

Den christlichen Gott habe ich nie verleugnet, ich wollte ihn ja sehen. Als ich dann verheiratet war und in der Fabrik arbeitete, gab mir ein Kollege eine Schrift und ich sagte: „Das ist es! Danach habe ich mein Leben lang gesucht Da passt alles zusammen. Das kann sich kein Mensch ausdenken.“ Es war der Beginn meiner Jahre bei den Urchristen im Universellen Leben. Ich lernte Gott-Vater kennen, der sich über seine Prophetin Gabriele und andere Menschen offenbarte, und ich durfte spüren, wie Christus durch unsere Reihen schritt. Ich ging unter Geschwistern den Weg nach Innen. Aus dem Grunde meines Herzen stiegen von selbst Gebete empor und Seele und Mund sangen Jubellieder. Nach vielen Jahren, in denen ich sogar einer Gemeinschaft vorstand, empfand ich einen gewissen Druck und es fehlte etwas. Ich war frei zu gehen. Vielleicht kamen wieder Erfahrungen aus Vorleben in Asien zum Ausdruck. Denn ich gestaltete mir einen Japangarten und las viel über Zen und Buddhismus. Ich übte sogar Falun Gong. Irgendwie dachte ich, die Erfahrungen, die Buddha und Jesus gemacht hatten, neu entdecken und der Welt verkünden zu müssen. Die Erleuchtung musste her! Durch die Zeit als Altenpfleger glaubte ich meinen Dienst an der Gesellschaft erfüllt zu haben. Nun wollte ich Zeit für mich und die Vervollkommnung haben und dies unter angenehmeren Bedingungen. Ich wanderte nach Thailand aus.

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