Dienstag, 6. Oktober 2009

Wo wir leben, Teil 3

Die Häuser weisen zwar ein paar bauliche Sünden auf wie Fenster, die nicht zu öffnen sind, oder kleine Balkone, die nicht begehbar sind, und der Boden drumherum hat sich auch einige Zentimeter abgesenkt, aber die handwerkliche Ausführung ist nicht schlecht. Die Maurer und Maler und die anderen Handwerker sind übrigens junge Burmesen, die ein Haus nach dem anderen hochziehen und am Rande des Muban kampieren. Die Verwaltung wird gerufen, wenn was kaputt geht und sie kümmert sich darum, dass gegen Moskitos und Ameisen gesprüht wird. Es gibt schriftliche Mitteilungen über solche Vorhaben oder wenn Festlichkeiten stattfinden oder wann der Strom abgestellt werden muss.

Ab 17 Uhr, wenn es nicht mehr so heiß ist, fahren die Leute mit ihren Kindern auf Fahrrädern herum und besichtigen die Nachbarschaft. Einige joggen und führen ihre Hunde spazieren. Nachts hört man neben Grillen und Zikaden und manchmal Fröschen nur selten einen Hund oder ein aufsteigendes Flugzeug. Der Flugplatz ist lediglich 10 Minuten entfernt, doch das Muban liegt abseits der Flugschneise. Laut ist bisweilen der Motor eines Bootes auf dem Khlong, dem vorbei fließenden Wasserweg, und das Singen der Mönche im Wat, dem angrenzenden Tempel, um 4.15 Uhr. Am Wochenende ist etwas mehr los. Da werden die Autos gewaschen oder der Rasen gemäht. Eigentlich werden in der Regel ein paar Gärtner damit beauftragt.



Ich kenne die Namen unserer Nachbarn nicht und werde selbst nur Mister oder Lung, Onkel genannt. Wir verwenden Umschreibungen. Da ist „Exercise“ mit seinem Hündchen und seiner neugierigen, indonesischen Frau, weil er immer fragt: „Did you exercise today?“. Uns gegenüber wohnt Wiwi, ein Bankangestellter, benannt nach dem Ton seines Autos beim Auf- und Abschließen. Seine drei Kinder, von denen der Jüngste meist bei den Großeltern lebt, grüßen immer ganz laut. Daneben wohnt Kopftuch. Die sind Muslims, aber nur die Frauen, die zu Besuch kommen, tragen Kopftücher. In drei Häusern neben uns wohnen eine Familie, also ein älteres Ehepaar und ihre beiden Töchter mit ihren Männern. Die Oma muss zur Dialyse und kommt gern auf ein Schwätzchen zu uns in den Garten. Sonst ist es nicht üblich, dass man sich besucht. Nur Phüng, Biene, und ihr Mann im Haus schräg gegenüber hatten wir einmal zum Essen bei uns eingeladen. Wir sehen und sprechen uns fast täglich, sie nehmen uns gelegentlich mit dem Auto mit und wir passen auf ihren lieben Hund auf. Sie arbeitet als Fluglotsin und er ist Pilot bei der Marine. Zu ihrer Hochzeit im Armee Club waren wir eingeladen.. Beide sind jung und sehr fleißig und nett.





Zu denen vom „grünen Haus“ haben wir keinen Kontakt. Neben uns ist erst vor kurzem, obwohl die große Hauseinweihungsfeier schon vor langer Zeit war, eine Dame eingezogen mit dem Mädchen, das ein Junge sein will, und dem Jungen, der ein Mädchen sein will. Es gibt da noch eine Bettlägerige, die wir nie gesehen haben. Ein burmesisches Hausmädchen haben sie auch. Und den deutschen Nachbarn besuchen wir manchmal auf ein Bier oder nen Kaffee. Vor 3 Monaten machten wir mit ihnen Urlaub in Chiangmai. Wir haben also nette Nachbarn und Deng redet mit allen, ob Straßenkehrern oder burmesische Arbeiterin, wie sie es von Deutschland gewohnt ist.

Außer dass wir jeden Morgen vor dem Haus unseren Kaffee trinken können und den ganzen Tag barfuss laufen können und es stets zur gleichen Zeit dunkel wird, leben wir nicht viel anders, höchstens schöner, besser und leichter als zuvor in Deutschland. Wir hatten ja viel im Container mitgebracht. Waschmaschine, Küchengeräte, Bilder, Bücher und CDs und so weiter, selbst den Brunnen und die Laternen aus Granit aus unserem Japangarten. Die Zimmer sind alle tapeziert, der Fernseher steht in der Schrankwand und gekocht wird auch oft deutsch. Wir bereuen den Hauskauf nicht. Es war richtig, von hier aus unser neues Leben gestartet zu haben. Naja, Deng ist nicht immer glücklich mit dieser Entscheidung.

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