Dienstag, 27. Oktober 2009

Durch Indien

Durch Indien

In Pondicherry fand ich zu mir selbst. Ich mietete ein Zimmer, erkundete die Stadt, saß lange am Meer. Um in den Ashram aufgenommen zu werden, musste ich einen Brief an Die Mutter schreiben. Es kam anders. Ich zitiere aus meinem Brief nach hause:

„In ein paar Tagen werde ich Pondicherry wieder verlassen. Es ist ein sehr schöner und interessanter Ort und es kommen viele Menschen aus der ganzen Welt hierher, doch ich fand hier nicht, was ich suche, nämlich einen Guru. Ich bekam eine Adresse von einem guten Ashram in Kerala, der sehr schön in den Bergen liegen soll. Dorthin werde ich gehen. Ich glaube, niemand folgt hier wirklich dem Beispiel Aurobindos. Niemand lehrt hier Yoga. Jeder ist auf sich selbst gestellt. Doch allein und nur mit den Büchern Aurobindos und der Mutter kann man nicht Yoga betreiben. Sie haben hier sehr schöne Fabriken für hand-gemachtes Papier, Webereien, Tuchfabriken, Fabriken für Holz- und Metallarbeiten. Doch es ist nur ein Geschäft. Die armen Leute aus den Dörfern werden ausgebeutet. Es sind hier reiche Hindus aus dem Norden, die versuchen, die Gäste und Besucher auszubeuten. Es wurde hier eine Stadt gebaut, Auroville, die ein Beispiel für menschliche Einheit und Streben nach Vollkommenheit sein soll. Es sind viele Amerikaner, Franzosen, Kanadier, Deutsche, Australier und auch Tibeter hier, doch sie bleiben sich fremd und Auroville wird ein Dorf für reiche Snobs. Doch ich will Pondy nicht weiter schlecht machen. Ich hoffe, dass ich eines Tages hierher zurückkommen und retten kann, was noch zu retten ist. Auf die Antwort der Mutter werde ich nicht mehr lange warten.“


Es begann eine fast einjährige Reise durch das Land. In Pondicherry war ich gemeldet und ich musste regelmäßig Reiseberichte dorthin schicken. Ich hatte von Sai Baba erfahren und fuhr über Bangalore nach Whitefield, wo er sich um diese Zeit aufhielt. Er machte aber keinen Eindruck auf mich. Dafür traf ich zwei nette deutsche Mädchen, Ute und Ilse, mit denen ich an die Westküste trampte, über Mysore und Mangalore zum Ashram von Swami Ramdas. Es war eine traumhafte Reise. Wir sahen den vergangenen Reichtum der Maharadschas in Mysore, fuhren im Bus die kurvenreiche Strecke über die Berge, wo viele Tibeter angesiedelt waren und badeten im Meer. Die Tage im Anandashram waren voller Harmonie und Spiritualität. Wir mussten uns trennen, aber in Deutschland sahen wir uns wieder und zwei Jahre später trafen wir uns in Tiruvannamalai. An diesem heiligen Ort waren die Mädchen zuvor Yogi Ramsuratkumar begegnet. Das war meine nächste Station. Einige Tage verbrachten ich nochmals in Whitefield. Meine Kleidung bestand von da an als Zeichen, dass ich der Welt entsagt hatte, aus einem Lendenschurz und zwei gelben Tüchern um die Hüfte und die Schultern. Erst später wurde ich von anderen Sanyassins darauf aufmerksam gemacht, dass ich dazu eine Einweihung benötige.

Obwohl Yogi Ramsuratkumar nicht lehrte, waren seine kraftvolle Gegenwart, sein Lachen und seine Gesänge erhebend. Der heilige Berg Arunachala, der magische Tempel, der Ashram Ramana Maharshis, die vielen Saddhus und die Besucher aus aller Welt machten die Tage zu einem Erlebnis, das mich einige Monate später wieder hierher führte.

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