Sonntag, 18. April 2010

Jesus? Jesus! Teil 2

Es gibt viele widersprüchliche Ansichten über die Person Jesus und seine Lehre. Früher wurden Menschen deswegen getötet, heute kann man im Internet die abstrusesten Aussagen lesen. Das geht von Jesus als einem aufgestiegenen Meister unter anderen Meistern bis zum künstlich gezeugten Sohn eines außerirdischen Gottes. Manche halten es für wichtig, zwischen Jesus und Christus zu unterscheiden. Am besten gefällt mir die Vorstellung von Jesus als dem Schöpfergott unseres Teil des Universums, der durch seine Hingabe als Mensch sich als einer der vollkommenen Söhne des Urgottes erweist, wie es im Urantia-Buch beschrieben ist. Aber ich will keine Theorie oder Lehre den bestehenden hinzu fügen. Es geht nicht darum, einer Theologie über Jesus zu folgen oder etwas zu glauben, sondern ganz pragmatisch zu prüfen, was entspricht der Wahrheit, wie ich sie in mir empfinde, und was kann ich mir zu Nutze machen.

Das klingt allzu nüchtern, aber anders macht es keinen Sinn. Ich kann die weisesten Menschen, Worte und Bücher hoch schätzen, doch wenn ich sie nicht in mein tägliches Leben einbauen kann, bleibt es leeres Wissen, mit dem ich angeben kann und mich sogar belasten kann. Es war immer mein Bestreben einerseits einen Weg zu finden, den der durchschnittliche Mensch in der heutigen Zeit gehen kann. Der nicht lange in Meditation sitzen will und mit östlichen Lehren wenig anfangen kann, dessen Leben sich weiterhin zwischen Arbeitsplatz, Wohnzimmer und Kneipe bewegt, der nicht nach einer neuen religiösen Gruppierung sucht, ja der seine altbekannten Auffassungen von Gott und der Welt nur schwer ablegen kann. Deshalb wollte ich andererseits eine religiöse Idee von allem Überflüssigem und Starren befreien, denn Religion muss etwas Dynamisches sein, ein Weg, eine Entwicklung und etwas Einfaches und Individuelles.

Um es kurz zu machen, ich landete bei der Formel, dem einen Satz, der alles beinhaltet: „Gott ist mein Vater. Und wir sind Geschwister.“ Fast jeder Mensch, gleich welcher Kultur oder Nation, sogar die Anhänger der meisten Religionen könnten sich darauf einigen. Es könnte ein Gruß werden, so wie Salam oder Shalom. Doch wenn wir jetzt darangehen, dies zu leben, uns als Geschwister zu sehen und uns zu fragen, wie das ist, ein Kind Gottes zu sein, dann wird die Welt sich ändern. Schrittweise würden wir uns ändern, würden liebevoller, friedvoller und bewusster werden. Ich muss nicht darüber streiten, wie Gott ist und ob unser oder eurer Gott der wahre ist, wenn ich beginne, meinen Vater im Inneren zu suchen. Für den Weg dorthin kam ich zu der Formel: „Vollkommene Reinheit und vollkommene Liebe“. Dies ist der Weg und das Ziel zugleich. Vollkommene Liebe bedeutet, dass nichts Trennendes mehr da ist, also Subjekt und Objekt eins sind. Vollkommene Reinheit bedeutet, dass keine Furcht, keine Täuschung, kein Eigenwille, kein Festhalten mehr da ist. Nenne es Jin und Jang oder die schöpferische und die erhaltende Kraft Gottes, männliches und weibliches Prinzip oder einfach das Reine Herz – du wirst dieses Prinzip bei allen wahren Weisen und Erleuchteten finden. Wie Jesus für mich da „rein passt“ werde ich als nächstes beschrieben.

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