Freitag, 9. August 2013

Mein Weg

Als ich erkannte, dass der Katholizismus, in den ich hinein geboren worden war und den ich in den Internatsjahren kennengelernt hatte, mich nicht zur Lösung der Fragen nach dem Woher und Wohin und zur Anschauung Gottes führen konnte, wandte ich mich den Philosophen und Weisen zu von der Antike bis zur Neuzeit. Was ich suchte, fand ich bei den christlichen Mystikern des Mittelalters und den Religionen des Ostens. Der Glaube, dass wir wiederholt auf Erden weilen und dass die Seele eins mit dem Unendlichen ist, waren einleuchtend für mich. Doch dieses Einssein
zu verstehen und es zu erreichen, sind verschiedene Dinge.

Es brauchte viele Jahre, bis ich meinen Weg zu diesem Ziel fand. Über meine Erfahrungen auf der Suche werde ich noch schreiben. In den Tempeln von Hindus und Christen, Buddhisten und Sikhs betete ich, zu verschiedenen Göttern betete ich und zu gar keinem. Viele weise und verehrte Menschen traf ich, in vielen Klöstern weilte ich. Meditation und andere Künste lernte ich. In mir entstand die Überzeugung, dass der Weg nicht in der Unterordnung unter einen Meister, einen Yogi, einen Menschen oder einen Kult, nicht in Atem-, Sitz- oder Körperübungen oder innerhalb einer Religion, schon gar nicht innerhalb einer monotheistischen Religion bestehen konnte. Jeder vorgefasste Glaubenssatz steht der Wahrheit im Wege, da stimme ich Jiddu Krishnamurti zu.

Der Weg, den ich für mich fand, ist ein sehr einfacher Weg. Jeder Mensch kann ihn gehen, weder Schulbildung noch freie Zeit ist notwendig. Ja, er kann zu jeder Zeit beschritten werden, sogar in der Nacht und mitten bei der Arbeit oder während einer Unterhaltung. Die einzige Voraussetzung ist vielleicht die Bereitschaft, altes Denken aufzugeben und sich auf neue Bewusstseinszustände einzulassen. Der Weg verlangt sonst keine Opfer, Überwindung oder Verrenkung. Er führt geradlinig und fast mühelos an und über die Begrenzung des menschlichen Bewusstseins, an die Grenzen von Zeit, Materie und Vielheit. Es ist gleichgültig, ob man zur Erleuchtung, zur Anschauung Gottes, zur höchsten Wahrheit oder einfach raus aus der Matrix gelangen will. Jeder bestimmt seine Gangart und das Tempo selbst und jeder kann eigene Erfahrungen machen. Auch wenn viele Menschen diesen Weg gehen, so macht es keinen Sinn, eine Gemeinschaft zu bilden oder dem Weg einen Namen zu geben, doch können sie sich über ihre Erfahrungen austauschen und Hilfen geben. Die Elite wird diesen Weg fürchten, denn er macht frei.

Vielleicht hat der Weg eine Verbindung zum urchristlichen, wie zum taoistischen und buddhistischen Weg. Man könnte viel hinein deuten und viel darüber schreiben, obwohl er in wenigen Worten erklärt ist. Meine Eindrücke und Erfahrungen werde ich noch schildern.

Es geht bei diesem Weg nur um zwei Dinge, zwei Begriffe: Liebe und Reinheit. Liebe und Reinheit beschreiben sowohl das Ziel als auch den Weg selbst. Gott oder das höchste vorstellbare Bewusstsein ist absolute
Liebe und absolute Reinheit. In der absoluten Liebe gibt es keinen Unterschied zwischen liebendem Subjekt und geliebtem Objekt, da ist Einheit. Es besteht keine Begrenzung, keine Befleckung, also absolute Reinheit. Der Weg besteht darin, alles wegzulassen, was nicht Liebe und Reinheit ist, und zu immer größerer Liebe und Reinheit zu gelangen. Liebe bedeutet hier nicht nur Zuneigung zu Menschen, sondern ein freudiges Öffnen für jeden und alles, ein Sich-Verlassen und -Verlieren. Reinheit übt eine Kontrollfunktion aus und lässt das wahre Selbst empor wachsen.

Wie das nun alles zu verstehen und anzuwenden ist, werde ich im Weiteren beschreiben.

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