Dienstag, 18. Mai 2010

Gebt dem Kaiser...

Viele Tage war ich nicht fähig, etwas zu schreiben. Ich hatte Bilder ausgewählt für einen Bericht über unseren Garten, ich habe mit einem Text über meinen spirituellen Weg begonnen, aber was mich wirklich beschäftigte, war die politische Situation und die Eskalation der Gewalt in Thailand. Ich verbrachte und verbringe viel Zeit am PC um stets auf dem Laufenden zu sein. Nachts konnte ich darüber nicht schlafen, Phantasien gingen mir durch den Kopf, was ich wohl machen würde, wenn ich die (All-) Macht hätte. Wut und Ohnmacht erfüllten mich. Und das machte mir Angst. Ich wollte und will nicht über Politik schreiben, obwohl mein Herz eindeutig für eine Seite schlägt.Unfähig Worte zu formulieren war ich auch, weil ich nicht mehr in die Ruhe, in die Stille finden konnte.

Die Fragen, die in mir waren, erreichten kaum meinen Verstand, noch weniger eine Antwort. Bisher erfreute ich mich am Schönen um mich herum.Wie sollte ich mit der Gewalt vor meinen Augen und in mir umgehen? Die Erleuchtung in Bangkok begann ernsthaft zu wanken. Der Stein der Weisen, den ich an alles hinhalte, also das Bewusstmachen der Gegenwart Gottes, hatte die Kraft verloren. Aus welchem Blickwinkel soll ein nach Erleuchtung Strebender das böse Tun seiner Geschwister sehen? Mönche stellen sich auf die Seite der Demonstranten und Thich Nhat Hanh war in Vietnam politisch aktiv. Gibt es ein Recht auf Widerstand gegen ungerechte Regenten? Darf Gewalt für eine gerechte Sache angewandt werden? Paulus sprach von Gott-gegebener Obrigkeit. Was bedeutet das Wort Jesu: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!?

Einsicht und Lösung fand ich der Beschreibung des nachtodlichen Lebens von Robert Blum durch Jakob Lorber. Jesus klärt den hingerichteten Revolutionär über die Ordnung auf Erden, die Freiheit der Geistwesen und die Liebe des Vaters auf. Es ist aber nicht förderlich, darüber in eine politische oder geistige Diskussion einzusteigen. Jeder muss die Fragen in sich selbst angehen.

2 Kommentare:

Agapesworld hat gesagt…

Lieber Hans

Es tut mir selber im Herz weh wenn ich Deine Zeilen lese. Ich denke oft, dass all dieses Gerede um Erleuchtung nur so lange hält, wie eben nicht solche Dinge geschehen, wie das was In und Um Dich geschieht jetzt. Ich habe selber sehr viel Gewalt erlebt und lange war es mir nicht möglich NICHT zu verurteilen. Aber seit "mein" Standpunkt immer mehr ins Herz gerückt ist, kann ich klar sehen, dass wirklich niemand einen freien Willen hat und niemand für Krieg oder Frieden verantwortlich ist. Seit dies immer klarer wird, ist es mir nicht mehr möglich zu verurteilen...dem Verstand schon noch ab und zu, aber dem was ich hinter dem Verstand bin nicht mehr.

Es sind entgegengesetzte Kräfte, die wirken und auch nur so wirken können, wie der Mensch der konditioniert dazwischensteht. Krieg und Unruhe kommt vom wollenden Verstand der nicht erkennt WO sein wahres ZuHause ist.

Buddha hatte wirklich recht, dass es Taten gibt aber keine Täter. Auch wenn das für unser Ego noch so schwer ist zu kapieren, es ist wahr.

Herzliche, liebe Grüsse
Eva

Khun Han hat gesagt…

Liebe Eva,

Danke für Deinen mitfühlenden Kommentar und das Verständnis für mein Dilemma. Ich werde in einem neuen Posting noch ausführlicher werden. Fürs erste habe ich mir vorgenommen, heute auf das Nachrichtenverfolgen weitgehend zu verzichten. Gleich werden wir japanisch essen gehen. Das mit dem freien Willen ist ein Thema für sich. Aber Du hast recht, wenn Du sagst, dass Krieg und Unruhe, ja alles Übel daher kommt, dass wir nicht erkennen, wo unser wahres Zuhause ist. "Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in Dir.", fällt mir oft ein. Das Bedürfnis in der Welt zu agieren und sich verantwortlich zu fühlen entstammt oft den Begierden und Machtwünschen des Ego. Das Falsche loszulassen und das Echte zu ergreifen ist eine Lektion, die wir oft schmerzlich lernen müssen.

Einen guten (Schul-)Tag!

Hans